CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)

Difícil Equilibrio - Trayecto
(40:06, Musea, 2000)

King Crimson und seine Auswirkungen oder Fripp ist überall: die spanische Formation Difícil Equilibrio versteht es wirklich ausgezeichnet mannigfaltige Verbindungen zum großen Vorbild zu knüpfen und das nicht nur musikalisch. Im Booklet findet man neben ausgezeichneten, künstlerisch wirklich sehr gut gemachten Fotografien einer Industrieanlage am Meer, auch ein Bild des aus Barcelona stammenden Trios. Schön edel in schwarz / weiß gehalten, hat man sich in Schale geschmissen und blickt recht intellektuell in die Kamera. Das eigene Logo besticht durch einfache Schlichtheit und bei den Titeln hat man selbstverständlich "Generación extraviada" in "Parte I" und " Parte II" geteilt. Noch crimso-mäßiger ist die rein instrumentale Musik: zum einen wurde ein Fitzelchen von "Larks' tongues in aspic" ausgeliehen, ansonsten verstehen sich die drei eher in der Tradition der modernen King Crimson, besonders die ProjeKcts scheinen einen nicht unerheblichen Einfluss auszuüben, da vieles nach Improvisation, nach gekonntem freien Spiel klingt. Vor allem die Gitarre, die mal krächzt, mal schräge Akkorde streut oder einfach elektronisch verfremdet Flächen in den Raum wirft, prägt den Sound, wobei sich auch die Rhythmustruppe im Weben eines dichten Geflecht als Unterbau versteht. Doch trotz allem offensichtlichen Klau, pardon Inspiration, sind die drei von der iberischen Halbinsel keine reinen Kopierer, denn statt Härte und gewollt-kaltem Techniksound, kommen sie eine Spur lebendiger, melodischer, aber auch inhaltlich etwas gleichförmiger daher. Dennoch wird "Trayecto" vor allem die Fans der aktuellen KC Formation ansprechen - vielleicht gelingt es der Band zukünftig sich doch etwas mehr in die Eigenständigkeit zu lösen, genug Potential ist schließlich vorhanden. Ein starkes Debüt.

Kristian Selm



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