CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)

Toxic Smile - M.A.D.
(64:31, F-akt Records, 2000)

"M.A.D. - Madness and Despair" heißt das Album der Leipziger Progrocker, die uns daran erinnern, dass unser aller Steckenpferd auch im Osten der Republik durchaus Freunde hat. Seit 5 Jahren gibt es die Formation, nun präsentieren sie ihr Album, dass sich musikalisch irgendwo zwischen Prog, Metal und Melodic Rock bewegt. Angenehm dabei ist, dass Toxic Smiles Sound transparent ist, selbst in den komplexesten Momenten geht der Sound nicht im Klangbrei unter - endlich 'mal wieder härtere Klänge, die Spaß machen und die nicht klingen wie das x-te abgeschmackte Dream Theater Derivat. Klasse sind die Dialoge der Lead Gitarre (Uwe Reinholz) mit den Keys von Mastermind und Songwriter Marek Arnold, fast so, als ob ein Hauch von Deep Purple durch das Studio wehte. Überzeugend auch der Vocalist Larry B., der alle gesanglichen Klippen sicher und wohlklingend meistert. Kein Zweifel - handwerklich sind hier alles andere als Nichtskönner am Werk. Schön auch die Klassik- Anleihen (sollte das etwa so etwas wie eine Bach-Toccata in "The Crown" sein), man kann wirklich nicht meckern. Toxic Smile versucht sich erst gar nicht als Plagiateur einer bestimmten Band, ihre Umsetzungen klingen eher wie eine Hommage an die Musik selbst. Die Kompositionen sind meistens gelungen, auch wenn man einigen ihren Live-Charakter anhört, bei "Could it be" (Feuerzeuge raus!) oder dem Song "Toxic Smile". Das wird dann schon 'mal zu einer Nummer, bei der man sich hilflos umschaut und sich ein Konzert samt Publikum um sich wünscht, um mitzugröhlen oder mitzuklatschen- aber auch das ist ja durchaus erlaubt, auch wenn es einige anders sehen (nicht wahr, Herr Fripp?). Zu meckern habe ich dann doch noch etwas - immer wenn Arnold zum Saxophon greift, möchte man den Kerl schütteln, dass er nicht so einen butterzarten Sound anschlägt (hey, das soll ja auch nicht nach Kenny G klingen, oder?), solche Trivialitäten passen nicht zum druckvollen Sound der Band. "Burning" fällt da echt völlig aus dem Rahmen; andererseits erscheint mir die etwas aufgesetzte Heavy-Metal-Attitüde beim Titelstück "Madness and despair" auch nicht so ganz angebracht. Ach ja - das etwas käsige Keyboard-Intro bei "Rollercoaster" ist wohl auch nicht so ganz gelungen - klingt so schrecklich nach 80er Jahre (bitte nicht!!!). Das beste Stück des Albums, das 13minütige "Arirang" findet man freilich schon zur Eröffnung der Scheibe. Und auch wenn es Marek Arnold nicht gerne liest, "Hate me" ist ein wunderschöner Song mit eindeutiger Radiotauglichkeit. Fazit: Erfreuliches Album mit z.T. richtig tollen Kompositionen. Besonders empfehlenswert für Freunde gemäßigter härterer Töne mit heimlichen Neigungen zu Balladen (Saga- Fans bitte vortreten). "M.A.D." bietet eine mehr als solide Produktion und guten Sound. Klar ist - es tut sich etwas in deutschen Landen. Die Szene ist längst nicht mehr so belanglos, wie noch vor einigen Jahren.

Sal Pichireddu

Die (limitierte) CD kann man für 20.-DM beim Vertrieb F.O.E.N., Betreff: TS-CD, Oststr.25, 09337 Hohenstein-Ernstthal bestellen oder einfacher auf mit einer eMail an die Band: bestellung@toxic-smile.de - Weitere Infos auf der Website:http://www.toxic-smile.de

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