CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)
Tenhi - Kauan
(52:24, Prophecy Productions, 1999)
Liegt es an der tristen Jahreszeit oder an meiner allgemeinen Empfänglichkeit für stimmungsvolle Produktionen aus Skandinavien, dass es auch Tenhi aus Finnland schaffen, mich mit ihrer Traurigkeit emotional zu berühren? Ihr vor rund zwei Jahren erschienenes Album "Kauan" schafft es einfach perfekt die Stimmung von endlosen Wälder, Tausend Seen, undurchdringlichen Nebelwänden, einfach nicht endenwollender Natur bis hin zum Horizont, musikalisch greifbar zu machen. Hauptsächlich geprägt von akustischen Gitarren, Violine und flächenbildenden Keyboardteppichen, fängt das Quartett aber nicht nur die Landschaft der Heimat ein, die acht Titel auf diesem Album sind ebenfalls durchzogen von Hoffnung, schönen Melodien, unterschwelliger Freude, die nicht überschäumend, sondern nordisch unterkühlt, dennoch sympathisch herüberkommt. Es ist also kein Wunder, dass die Band sich nicht nur auf dem letztjährigen Wave Gotik Treffen in Leipzig einige Freunde erspielten. Vergleiche, sind wie immer etwas unfair, aber zur Orientierung seien Bands wie Tiamat, Thule oder The 3rd And The Mortal herangezogen. Neben der mystischen, aber doch positiven Grundstimmung, den langen, ausladenden Instrumentalteilen, ist ein wichtiger Bestandteil auch der Gesang in Landessprache. Die finnische Sprache klingt vielleicht für unsere Ohren etwas hart und fremd, passt aber einfach gut zur Musik, fügt sich als weitere Facette ins traurige, melancholische Klangbild ein. Die Grenzen zwischen schleppendem Gothic und folkloristischen Anleihen sind bei Tenhi fließend. Ein kleines Meisterwerk genau richtig für diese Jahreszeit.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001