CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)

Bruno Sanfilippo - Suite Patagonia
(47:00, ad21, 2000)

Es gibt einige Dinge, die auf den ersten Eindruck bzw. beim Anhören einer CD erst einmal einen etwas auf innere Distanz gehen lassen. Die Worte "instrumentales Keyboardalbum" und "Konzeptwerk" fallen in diese Kategorie, obwohl sie an sich nun ja wirklich nicht immer so negativ vorbelastet sind. Doch zu viele Elektroniktüfftler aus dem Keller haben so manch ambitioniertes Gesamtwerk zu einer Farce werden lassen. Der Argentinier Bruno Sanfilippo gehört glücklicherweise nicht dazu. Denn im Gegensatz zu vielen Kollegen schafft er es, nicht nur leere Tonfolgen zu programmieren und zu spielen, sein Werk hat Spannungselemente, in langsam sich steigernder Atmosphäre wird Bombast und Pathos in ein verträgliches Maß gepackt. War da nicht am Anfang der Kritik auch die Rede von einem Konzeptwerk? Also, flugs zum Inhalt dieses Albums: die "Suite Patagonia" handelt von der Entdeckung Patagoniens und Feuerlands durch den Seefahrer Hernando de Magellanes, der auf der Suche nach einem Seeweg nach China und Japan, den südamerikanischen Kontinent umschiffte und schließlich auch die nach ihm benannte Seestraße fand. Im rund 24-seitigen Booklet gibt es die historische Abhandlung der damaligen Ereignisse ergänzt um wunderschöne Landschaftsaufnahmen. Musikalisch bewegt sich Sanfilippo irgendwo zwischen sinfonischem New Age und World Music. Sein Soundtrack für den Kopf malt feine Linien, sachte werden Stimmungen erzeugt, die zudem durch Violine, gesampelte Flöten- und Bläsertöne sanft davongleiten. Mal klingt etwas verspielte Kindlichkeit durch, mal wird die sinfonische Dramatik langsam gesteigert, um die Landschaft musikalisch greifbar zu machen. Man möchte fast selbst in ein Boot steigen, um zu einer Reise zu einer der ursprünglichsten und kargsten Landschaften Südamerikas aufzubrechen.

Kristian Selm

Kontakt: www.bruno-sanfilippo.com, Vertrieb: Viajero Inmovil Diffusio, L.De La Torre 758 D°2, Quilmes O. (1879), Argentinien

© Progressive Newsletter 2001