CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)

Rufus Zuphall - Colder than hell
(77:08, Fünfundvierzig, 2000)

Bereits 1969 wurden Rufus Zuphall gegründet und waren von Anfang an eine der treibenden Bands des progressiven Krautrocks. Geschickt verschmolz die Band Blueselemente, Rock, Folk und klassische Zitate und bekam nicht von ungefähr den Titel als Deutschlands Antwort auf Jethro Tull verpasst, wobei diese Titulierung sicherlich eine Spur zu hoch gegriffen ist. In der Zeit ihres kurzen Bestehens brachte man die beiden Alben "Weiss der Teufel" (1970) und "Phallobst" (1971) heraus, bevor die Band 1972 vollständig von der Bildfläche verschwand. Einem Veranstalter in Aachen, der die Band 1999 zu einem Auftritt überredete, ist es letztendlich zu verdanken, dass es im Jahr 2001 ein neues Livealbum von Rufus Zuphall gibt. "Colder than hell" enthält nun eine Mischung aus alten Klassikern und neuem Material, die organisch ineinander fließen, wobei es dennoch den Liedern aus der Vergangenheit vorbehalten ist für die rechte Stimmung zu sorgen. Von der Klangqualität wirken die Aufnahmen rau und ungeschliffen, der Gesang ordentlich, aber nicht überragend, straighteres Material, wie z.B. "Angels fly by night" oder "And the rain" strömt eher gepflegte Langeweile aus. Doch die Aufnahmen beginnen immer dann richtig zu leben, wenn vor allem die Instrumentalisten sich in ausladenden Soli austoben dürfen (besonders hervorzuheben natürlich Flötist Klaus Gülden, aber auch Gitarrist Günter Krause), die Musik sich inhaltliche Freiräume nimmt und die aufgestaute Energie ungebremst in langgedehnten Improvisationen ausbrechen darf. Besonders beim über 17-minütigen "Weiss der Teufel" zeigt sich, wie spannend gut geölter Bluesrock mit ausgiebigen Soli klingen kann. Zum Großteil wird "Colder than hell" vor allem die Nostalgiker ansprechen, zeigt aber auch das gutes Liedmaterial selbst nach fast 30-jähriger Ruhezeit nichts von seiner Klasse verliert.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2001