CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)

Christian Décamps - Poémes de la noiseraie
(37:50, PDM, 1998)

Vor Beginn des Ange-Konzertes, als das Spirit noch nicht rappelvoll war, konnte in Ruhe am Merchandise-Stand gewühlt werden. Bei Ange hat man diesbezüglich reichlich zu tun, da ihr Backkatalog gigantisch ist. Neben alten und neuen CD-Veröffentlichungen wurden auch T-Shirts en masse sowie Décamps literarischer Output angeboten. Neben den vielen bekannten Alben fand ich schließlich auch das vorliegende 98er-Werk, das mir bis dato nicht bekannt war. "Un pied dans la mar" heißt der offizielle Ange-Fan-Club. Da diese CD auf dem gleichnamigen Label erschienen ist, ist zu vermuten, dass es sich um ein Fan-Club-Projekt handelt, das nur hierüber bzw. bei Konzerten erhältlich ist. Einmaliges Hören bestärkt diese Vermutung, denn zu einem Mega-Seller eignet sich dieses Album wahrlich nicht. Das wesentliche Instrument ist Décamps Stimme, die in unterschiedlichsten Nuancen eingesetzt wird. Oft erzählt er nur irgendwas, äußerst sparsam mal von Synthesizern, mal von E-Gitarren-Effekten, mal rein perkussiv begleitet (und zwar von seinen jungen Ange-Mitstreitern). Es wäre sicherlich von Vorteil, die französische Sprache zu beherrschen, um Décamps Ausführungen folgen zu können, was mir leider nicht gelingt. Von befreundeten belgischen Musikern weiß ich zumindest, dass Décamps ein begnadeter Lyriker ist. Titel wie "Spermaphrodite" deuten an, in welche Richtung Décampsche Wortspielereien bisweilen gehen. Von Liedern kann man in vielen Fällen gar nicht sprechen, trotzdem sind einige Tracks durchaus bemerkenswert. Ein derart gelagertes Album könnte ich mir ansonsten eigentlich am ehesten nur von Peter Hammill vorstellen.

Jürgen Meurer



© Progressive Newsletter 2001