CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)

Nærvær - Skiftninger
(64:36, Prophecy Productions, 2001)

Auf ihrem Sublabel Ember Music veröffentlicht Prophecy Productions "emotionale intensive Musik jenseits Schubladen- und Szenedenkens". Und so ist es kein Wunder, dass eine der ersten Produktionen aus dem kühlen, hohen Norden Europas, respektive Norwegen kommt. Aber Nærvær, da war doch irgend etwas? Und richtig, beim Durchkramen der eigenen Plattensammlung kommt noch eine EP mit einem Stück zum Vorschein, die 1997 beim Magazin Nucleus erschien. Drei lange Jahre ist dass auch schon wieder her, aber mit "Skiftninger" hat es das norwegische Duo Terje Sagen und Jan K. endlich geschafft, den ersten "richtigen" Longplayer vorzulegen. Ganz getreu dem vorgegebenen Motto der Plattenfirma folgend, bieten Nærvær ein wirklich sehr breites Spektrum, welches aber vor allem durch die schon so oft zitierte nordische Melancholie durchzogen wird. Musik passend zum Wetter: traurig, tiefsinnig, aber auch faszinierend. Die zum Großteil recht ruhigen Songs, verfügen über eine spartanische Instrumentierung, die aber in ihrer Intensität die angestrebte Wirkung keinesfalls verfehlt. Über sachter Pianobegleitung, akustischen Gitarrentönen, schleppenden Rhythmen hebt sich der emotional durchdringende Gesang schamanenhaft ab. Als Gegenpol wirken auf der anderen Seite der eigenen Musikalität eindringliche nordische Folkelemente wie eine flotte Schlittenfahrt durch tiefes Schneegestöber. Im Vergleich mit anderen aktuellen Künstler vom Schlag von Sigur Rós oder Godspeed You Black Emperor! erscheinen Nærvær für den Hörer weniger fordernd, einfacher gestrickt. Für Freunde der dunklen skandinavischen Variante der Musik, die in dieser Ausführung etwas weniger Progressive Rock Elemente verwendet, ist "Skiftninger" aber dennoch einen Versuch wert.

Kristian Selm



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