CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)
Morgan - Nova Solis
(40:45, Angel Air, 1972)
Wenn das so weitergeht, wird dies noch das Heft der Reissues. Nach dem ganzen Pack von Wydawnictwo 21 (weiter vorne: Bayon, Flamengo und den noch folgenden Pop Machina, Vrijeme), ist es dieses mal dem englischen, ebenfalls auf Reissues spezialisierten Label Angel Air vorbehalten, mit dem Debüt "Nova Solis" von Morgan ein Kleinod aus dem Jahre 1972 auszugraben. Interessantes Nebendetail: Sänger Tim Staffell spielte davor mit zwei Herren namens Brian May und Roger Taylor bei der Band Smile zusammen. Sein Nachfolger war Freddie Mercury, der zusammen mit den anderen beiden und unter dem Bandnamen Queen einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichte. Die vier Titel, die sich auf "Nova Solis" tummeln, sind wunderbarer Progressive Rock, voll bestechender, sehr abwechslungsreicher Instrumentalteile mit packendem Keyboardbombast, temporeichen Breaks und einem Sänger, der nicht nur über eine gute Intonation verfügt, sondern mit seinen melodieverliebten Gesangslinien der Musik die entsprechende Balance verleiht. Neben dem Sänger ist es vor allem der Keyboarder und Bandnamensgeber Morgan Fisher, der mit seinem großen Arsenal an Keyboards und Synthesizer und dem entsprechenden Können, diesen Instrumenten auch die richtigen Töne zu entlocken, den Sound von Morgan bestimmt. Der Bandleader gibt in den Liner Notes unverhohlen zu, dass er deutlich von Keith Emerson inspiriert wurde, was sich auch manchen Stellen recht deutlich offenbart. Einiges wirkt auf den ersten Blick etwas hektisch, doch ist alles sehr gut durchdacht und wird mit griffigem Tempo prägnant vorangetrieben. Kernstück des Albums ist der über zwanzigminütige Titelsong, der unterteilt in neun Untersektionen auch Motive von Gustav Holst "Jupiter" aufnimmt. Während die anderen drei Titel noch recht ausgewogen sind, wirkt "Nova Solis" doch an manchen Stellen zu zerfahren, etwas abgespact, vielleicht eine Spur zu ambitioniert, findet aber immer wieder zu sich selbst zurück. Es war eben zu jener Zeit en Vogue mit einem Stück komplett eine LP-Seite zu füllen und da wollten natürlich auch Morgan sich nicht lumpen lassen. Dennoch ist "Nova Solis" mehr als nur eine schöne Erinnerung an die Hochzeit des Progressive Rocks, dieses Album atmet heute immer noch die Kraft, mit der es einmal komponiert wurde. Nicht nur für Nostalgiker empfehlenswert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001