CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)
Circle - Prospekt
(49:53, Ektro, 2000)
Irgendwie scheint es ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass man bei CD Besprechungen meisten von einem Genre völlig überflutet wird und fast zu viel davon bekommt. Ist es manchmal der Prog Metal Overkill oder auch die neo-progressive Volldröhnung, so scheint heute der Tag der abgedrehten Scheiben zu sein. Die finnischen Circle scheinen aber noch eine Spur gesundheitsgefährdender zu sein, denn bei mir löste die CD "Prospekt" auf lange Sicht fast schon Beklemmungsgefühle und Herzrhythmusstörungen aus. Also, Vorsicht! Unbestreitbar bleibt auch die Tatsache, dass die Band es schafft in eindringlicher Monotonie eine unglaubliche Dichte zu erzeugen. "Prospekt" ist treibender Space Rock in minimalistischer Weiterentwicklung vom Allerfeinsten. Immerwährende gleichbleibende Rhythmusmuster werden bis zur gänzlichen Ekstase ausgedehnt. Die fast schon in Trance gespielten Akkorde wummern in einem fort, darüber dröhnt die Gitarre, die Violine jubelt verzückt, mal finden sich manische Orgelakkorde ein. Was Hawkwind Anfang der 70er als eigenen Stil erfanden, zu diesen Wurzeln kehren Circle zurück und der Name der Band ist schon fast Programm, denn immer schneller im Kreis drehen sich die Töne im Kopf. Die Titel wirken wie ein exzessiver Drogenrausch, ohne dass man dabei aber auf irgendwelche Mittel zurückgreifen muss. Ab und zu kreischt dann irgendjemand ein paar unverständliche Sprachfetzen dazu, selbst vorm jüngsten Gericht kann es nicht grausamer zugehen. Ein hypnotisches Werk, das sich ständig um sich selbst dreht. Minimalistischer Aufwand in unglaublicher Intensität, wer Space Rock am Rande des Wahnsinnes möchte, der ist mit diesem unglaublichen Album besten bedient - starker Tobak, ich verspreche es euch! Hoffentlich darf ich bei der nächsten CD Besprechung endlich wieder mal etwas 'Normales' hören.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001