CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)

Joelmusicgroup - Six degrees of freedom
(50:26, Privatpressung, 2001)

Kurz vor Redaktionsschluss trudeln ja manchmal die irrsinnigsten Sachen ein. Zumindest ungewöhnlich ist da das vorliegende Album von Joelmusicgroup, einer der zahlreichen Acts, die im World Wide Web ihr Glück versuchen. Sein neuestes Werk, "Six degrees of freedom" erfreut sich einiger Beliebtheit bei der Online-Gemeinde, immerhin erreichte es in den internen Besonic Charts UK die No.1 (bzw. in Europa die No.2). Der Bandname täuscht - und dann wieder nicht, denn er ist wörtlich zu nehmen. Joel Maslakowski ist eben seine eigene Band - der Musiker hat auf dem Album alles selbst gemacht und wie so oft, bei Alben, die im Alleingang eingespielt worden sind, sollte ihm zumindest der Respekt des Rezensenten sicher sein. Freilich birgt diese Arbeitsweise auch so seine Tücken, so ist es leider nicht verwunderlich, dass im Hintergrund der hohle Drumcomputer scheppert und die Produktion generell etwas zu linear ist - die käsigen Keyboards kleistern den Sound zu und verdecken die bisweilen exzellente Gitarrenarbeit Maslakowskis, pardon joelmusicgroup. Es ist stets dasselbe Dilemma: In Wirklichkeit haben die wenigsten dieselben Fähigkeiten auf diversen Instrumenten - diese leidlich zu beherrschen, reicht nicht aus, denn man kann dieser Produktion (wie allen anderen dieser Art) ziemlich leicht anhören, welches Instrument der Musiker wirklich beherrscht. Maslakowski ist von Haus aus Gitarrist, der Rest wird inspirationslos bedient. Das reicht nicht, um sich Multiinstrumentalist nennen zu lassen. Musikalisch beruft sich joelmusicgroup auf eine Reihe von Ikonen des Genres: Asia, ELP, King Crimson, Genesis, Yes usw., doch in hört man genau hin, hat seine Musik weitaus weniger mit diesen zu tun. Seine Gitarrenarbeit erinnert eher an die (ebenso aufgeführten) Jeff Beck, in ihren besten Momenten an Alan Holdsworth. Wenn man das Album charakterisieren müsste, so wäre da nur eine gewisse Ähnlichkeit zu den Utopia der 80er (auf Alben wie "Swing to the right", "Oblivion" oder manchmal "Deface the music") zu konstatieren, v.a. stimmlich ist die Ähnlichkeit zu Utopias Kasmin Sulton zeitweise geradezu frappierend, dies freilich, ohne dieselbe musikalische Qualität erreichen. Das Album, dass den Untertitel "a 70's progressive rock escapade" trägt, bleibt letztenendes genau dies schuldig. Mag sein, dass sich aus Maslakowskis Talent in Zukunft noch etwas Brauchbares entwickelt, dieser Versuch verleitet bestenfalls dazu, seine Nase in die zum Großteil frei downloadbaren Stücke zu stecken. Leider nicht mehr als Massenware.

Sal Pichireddu

Kontakt: http://www.besonic.com, joelmusicgroup.com@ lycos.com

© Progressive Newsletter 2001