CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)

In Nomine - Mutatis Mutandis
(51:05, Musea, 2000)

In Nomine ist eine vierköpfige (Neo-)Prog-Formation aus Spanien mit klassischer Besetzung: Keyboards, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Für den Gesang sorgt der Drummer. Er singt auf Englisch, und das ganz passabel. "Mutatis Mutandis" ist das Debüt der Band und enthält 6 Songs zwischen 3 und 16 Minuten. Der ganze erste und der Anfang des zweiten Songs bieten nicht schlechten, aber noch relativ konventionellen Neo Prog, aber dann wird's immer interessanter. Die Stücke werden komplexer und entfernen sich immer wieder mal von den üblichen Neo Prog-Mustern, die Melodien nehmen manchmal überraschende Wendungen, Yes-ähnliche Harmonien tauchen auf, auch vertrackte Rhythmen und Breaks sowie kürzere druckvolle Gitarrenparts (aber weit weg vom heutigen Prog-Metal, eher wie bei den frühen Rush), und bisweilen schimmert sogar ein bisschen Gentle Giant durch. Dabei bleibt die Musik doch fest im Neo Prog verankert, aber nicht im sonst vorherrschenden Marillion-Stil, sondern von den Strukturen her vielmehr an den frühen IQ orientiert. Die Kompositionen sind gut bis sehr gut, es sind kaum Schwachstellen auszumachen, und einige Passagen bieten - zumindest für meine Ohren - Progressive Rock vom Feinsten. Die Musik bewegt sich mehrheitlich im Midtempo-Bereich, und doch hat das ganze Album einen gewissen Drive. Abgesehen von einer kleinen 3-minütigen Ballade sind die langsameren, ruhigen Parts meist nur kürzere Intros oder Übergänge, nach denen es gleich wieder progressiv zur Sache geht, abwechslungsreich und intensiv, aber nie überladen. Die Musiker haben sich offenbar viel Mühe gegeben, die Strukturen der einzelnen Songs sorgfältig zu entwickeln. Diverse Einflüsse haben sie zu einer stimmigen Mischung verarbeitet, die nie langweilt. Man spürt eben auch, dass da eine richtige, eingespielte Band am Werk ist und nicht ein paar Klangtüftler, die im Studio herumbasteln. Und erfreulich ist auch, dass die Band offensichtlich einen eigenen Ausdruck, eine eigene musikalische Identität sucht - und in diesem Bestreben schon recht weit gekommen ist. Mit "Mutatis Mutandis" haben die vier Spanier jedenfalls ein Debüt vorgelegt, das aufhorchen lässt.

Georg Oelschläger



© Progressive Newsletter 2001