CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)

Iconoclasta - Adolescencia cronica
(43:18, Musea, 1988)
Iconoclasta - En busca de sentido
(41:35, Musea, 1989)

Sie wurden dreimal (1994, '98 und '99) von der ortsansässigen Presse zu Mexico Citys bester Rockband gewählt und halten seit den frühen 80ern in Nordamerikas kleinstem Staat kontinuierlich die Fahne des Progressive Rocks hoch, doch leider blieb ihnen bisher der große Durchbruch verwehrt. Und so blieb es mal wieder Musea vorbehalten, die älteren Alben der Mexikaner wiederaufzulegen und somit immerhin ein Teil der Geschichte von Iconoclasta für die Allgemeinheit wieder hörbar zu machen. "Adolescencia cronica" ist das insgesamt fünfte Studioalbum und handelt als Konzeptalbum von den Erfahrungen des Erwachsenwerdens. Entsprechend des Themas drückt sich dies in einer gewissen inhaltlichen Schwere auch in der rein instrumentalen Musik aus. Bei genauem Hinhören zeigt sich dies in einer sehr variationsreiche Ausarbeitung der Instrumente. Während die beiden Gitarristen zwei völlig unterschiedliche Melodiebögen verfolgen, setzen Bass und Schlagzeug Akzente, die Keyboards drängen mal in den Vordergrund oder halten sich vornehm zurück. Dramatik und Vorwärtsdrang sorgen zudem für die Verstärkung dieses Gefühl. Trotz keiner zu versponnener Ideen, ist die Musik von Iconoclasta keine leichte Kost und fordert die Konzentration des Zuhörers. Neben den weicheren Keyboardssounds, sind es vor allem die beiden Gitarristen, die irgendwo zwischen Sinfonik, Jazz Rock und harten Rockstrukturen für die nötige Schärfe sorgen. Der Nachfolger "En busca de sentido" ist das vielleicht ausgereiftetste Album des lateinamerikanischen Fünfers, auch wenn manche Parts - vor allem die Keyboards - leicht käsig, die Arrangements nicht bis ins letzte Detail durchstrukturiert wirken. So wirkt mancher Gitarrenlauf, manch Tastenkombination etwas ziellos und verwirrt, nicht ganz einer inneren Entwicklung folgend. Dieses recht subjektive Empfinden wird dafür durch sinfonische, teils klassisch inspirierte und ausgesprochen vielschichtige Strukturen geradegerückt, denn Iconoclasta sind weit mehr als nur Kopisten der britischen Vorbilder. Zwar merkt man den rein instrumentalen Titeln nicht unbedingt landestypische Einflüsse an, dennoch schafft es die Band einen eigenen Sound zu kreieren, der vor allem vom Nebeneinander von singenden, teils auch harten Gitarrenmelodien und Keyboardsounds aus den 80's geprägt wird. Klassische Einflüsse sorgen für einen "seriöseren" Anstrich, der der Musik zwar etwas die Leichtigkeit nimmt, ihr aber Würde zurückgibt. Ein Manko auch bei dieser CD ist die etwas verschwommene Produktion, die nicht ganz mit dem handwerklichen Können mithalten kann. Zwei interessanten Progressive Rock Alben aus Mexiko, die damit der Wegbereiter für die "neueren" Bands wie Cast oder Códice waren.

Kristian Selm



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