CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)
Bayon - First recordings 1971-73
(37:53, Wydawnictwo 21, 1971-73)
Die politische Verbundenheit mit anderen kommunistischen Ländern führte in der ehemaligen DDR nicht nur zu einem ideologischen Zusammenhalt, glücklicherweise gab es auch abseits der staatlich verordneten Brüderlichkeit eine Zusammenarbeit auf musikalischer Ebene. Die 1971 in Berlin gegründeten Bayon bestanden neben dem Gitarristen Christoph Theusner auch aus Studenten aus Kuba, Vietnam und Kambodscha, was zu einer sehr interessanten Verschmelzung verschiedener Kulturen führte. Die vorliegenden Aufnahmen stammen aus der Frühzeit der Band, bevor 1977 das erste Album bei der staatlichen Plattenfirma Amiga erschien. Es ist vor allem das interessante Mit- und Nebeneinander von akustischer Gitarre und fernöstlichen Rhythmen bzw. Klängen, die diese Musik einerseits fremdartig, aber auch irgendwie bekannt erscheinen lässt (Hmm, vielleicht liegt das zum Teil daran, dass in jedem China Restaurant manchmal für westliche Ohren ähnliche Klänge als Hintergrundmusik zu hören sind?). Während die Band später mehr mit Jazz Rock und zeitgenössischer Kammermusik experimentierte, klingen die frühen Aufnahmen noch wesentlich folkloristischer. Sicherlich wirkt es an manchen Stellen irgendwie sonderbar und auch etwas lustig, wenn man vietnamesische Klänge mit deutschen Gesang versieht, doch irgendwie strahlt die Musik auch etwas unverbrauchtes, kindlich-fröhliches aus. Doch neben "Gassenschlagern aus Fernost" gibt es auch wesentlich anspruchsvolleres Material, allen voran die elektrifizierten Longsongs "Synthetic-Walzer" und die "Bayon-Suite", wo nichts mehr peinlich oder zwanghaft gewollt wirkt. Ein netter bisweilen richtig guter erster Gehversuch - es bleibt abzuwarten ob die wesentlich interessanteren, regulären Alben irgendwann in der Zukunft auch endlich mal auf CD veröffentlicht werden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001