CD Kritik Progressive Newsletter Nr.33 (12/2000)

Treason - Spinning
(49:26, Waterstreet Media, 2000)

Toll, wenn man als Pressefuzzi Vorabexemplare bekommt. Man kommt sich unheimlich wichtig vor und hat das zweifelhafte Vergnügen sich Scheiben anzuhören, mit der die Allgemeinheit erst in Wochen bzw. Monaten konfrontiert wird. Toll auch, wenn einem die Band gleich einen Zettel beilegt, auf dem sie netterweise mitteilt, dass das Originalalbum ganz anders heißen wird, das Artwork auch komplett geändert wird, noch einige andere Titel auf dem Album landen und zudem man den Song "Mephisto", bei dem als Gastmusiker mit Alan White, Billy Sherwood und Igor Khoroshev die halbe Yes-Mannschaft dabei war, wegen anscheinender Qualitätsmängel wegließ. Hey, warum nicht gleich noch die Band umbenennen und bei der endgültige Pressung die Musik rückwärts abspielen und sie mit einem turkmenisch singenden Gefangenenchor aus Surinam und Bahrein abmischen? Nun aber genug abgelästert. Bei "Spinning" (das als Vorabpromo noch "Code of silence" heißt, aber das hatten wir ja schon...), handelt es sich um den Nachfolger des titellosen Debüts, welches Treason bereits 1997 einspielten. Damals als Gäste dabei: Alan White und Billy Sherwood (beide Yes), dieses mal sind als namhafte Gastmusiker John Giblin (u.a. Phil Collins, Simple Minds, Kate Bush) und Ann Wilson (Heart) mit von der Partie, die dem Album einen edleren Anstrich verpassen. Stilistisch bewegen sich Treason im Terrain zwischen erdigem Rock, AOR und leichten Prog Tendenzen. Dazu eine typisch amerikanische Produktion: fetter Sound, professionelle Arrangements, angenehme Stimmen - deftiger Rock, der auf die Magengegend zielt und druckvoll aus den Boxen drängt. Tempomässig wird hauptsächlich Mid-Tempo vorgelegt, die Extreme der Bandbreite werden durch die eindringlich Ballade "Cold tears" (mit Ann Wilson), sowie dem strangen, leicht abgedrehten Instrumentaltitel "Deff Bendir" abgedeckt. Ein prima durchdachtes Rockalbum mit guten Ideen, welches zwar mehr auf den Mainstream zielt, aber dennoch für den Tellerandüberblicker interessantes, wenn auch meist straighteres Material bietet.

Kristian Selm



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