CD Kritik Progressive Newsletter Nr.33 (12/2000)
Thork - Udroxa
(68:24, Nil Records, 2000)
Dritter Versuch. Wenn man so oft braucht, um langsam mit einer Scheibe warm zu werden, dann ist dieses entweder ein Zeichen für außerordentlichen musikalischen Dünnpfiff, bei dem man noch nach dem letzten Funken Gehalt sucht oder die Musik hat irgendwie etwas, was einem den Zugang nicht sofort erlaubt, man aber erkennt, dass es hinter dem ersten, zweiten Eindruck noch mehr zu entdecken gibt. (Puh, was für ein Monstersatz!) "Udroxa" gehört sicherlich in die zweite Kategorie. Schon beim Opener "Taedium vitae" weiß man nicht so Recht woran man ist. Phasenweise klingt es nach etwas lieblosem Neo Prog, doch wird mal das progressive Hingestolpere eingestellt und sich keltische, mittelalterliche Folk Elementen, sowie atmosphärischem oder schrägem Art Rock zugewandt, so siegt inhaltliche Tiefe über sinnentleerte Technik. Der französische Gesang sorgt dazu noch für leichten Chanson Anstrich. Dennoch klingt das Quartett aus Annecy nicht beliebig austauschbar, allein schon durch die Hinzunahme einer Geigerin ins Line-Up, ist die Soundfarbe andersartig als bei der Konkurrenz. Die Absicht nicht nur biedere Einheitskost aufzuwärmen, sondern sich auch mal im komplexeres Terrain vorzuwagen, bietet dem Hörer einige überraschende Wendungen. Nicht immer gelingt der Spagat, aber dennoch sind sehr interessante Ansätze vorhanden. Neben der Geige, der das volle Klangspektrum abgefordert wird, ist es vor allem die verzerrte Gitarre die den Sound bestimmt, beim Tasteninstrumentarium fallen zudem die vielen ruhigeren Pianopassagen auf. Leider sorgt die etwas matschige Produktion für Einbußen beim Hörvergnügen. Doch da Thork insgesamt leicht düster klingen, passt dieser Ausrutscher bis zu einem gewissen Grad noch zur Musik. Ein weitere Minuspunkt ist die Tatsache, dass an manchen Stellen doch zu viel in die Songs hereingepackt wurde, dabei der innere Spannungsbogen in sich zusammenfällt oder besser gesagt einzelne Lieder durch mehrere Täler und Höhen gehen. Trotz dieser Kritikpunkte haben Thork mit "Udroxa" ein beachtenswertes Debüt vorgelegt, dass vor allem den francophil angehauchten Hörer ansprechen wird. Diese Band hat Potenzial, auch wenn man etwas länger braucht, um sich mit ihnen anzufreunden. Ein weiteres Album ist bereits in Planung, man darf also gespannt sein, was man demnächst noch von Thork hören wird.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000