CD Kritik Progressive Newsletter Nr.33 (12/2000)
Silent Exile - Dancing with death
(48:51, Naivlys Music, 2000)
Oh Hilfe, was für ein grausiges Durcheinander! Die Hoffnung ist gedrungen, die Qual wird erheblich sein - wenn eine CD mit solch einem Stimmenchaos anfängt, heißt es mal wieder die Grenzen der Belastbarkeit zu strapazieren. Doch weit gefehlt. Nach knapp 46 Sekunden ist Schluss und dann wird kräftig losgeproggt und gemetallt. Puh, noch mal Glück gehabt, nur das Intro war etwas anderes als der Rest. Denn ansonsten haben sich die aus Montreal stammenden, und bereits seit 1996 existierenden Silent Exile der modernen Variante des Metals verschrieben, wenngleich sie keineswegs austauschbare Massenware produzieren. Bei Silent Exile bekommt der melodische Prog Metal weniger Hauruck-Mentalität ab, sie klingen im Gesamteindruck etwas weicher als die Konkurrenz, sinfonisch-majestätische Keyboardburgen schrauben dafür den Bombastfaktor nach oben, doch bleibt auch Platz für besinnlichere Momente. Zudem stehen auch weniger ausgiebige Soloeskapaden im Vordergrund, trotz durchschnittlicher Songlängen im Bereich zwischen sechs und acht Minuten, liegt das Hauptaugenmerk hauptsächlich auf kompakten Songaufbau. Was etwas sauer aufstößt, ist die leicht verschwommene Produktion und auch Abstriche in der Variabilität des Gesangs, womit der positive Höreindruck etwas getrübt wird. Auch werde ich das Gefühl nicht los, dass die Band manchmal etwas zu viel Tempo vorlegt und sich Rhythmus und Melodieführung fast selbst überholen. Als Fazit kann man Silent Exile ein solides Debüt attestieren, welches zwar von Originalität und Eigenständigkeit noch Platz für mehr Unverwechselbarkeit lässt, doch begehen die Kanadier glücklicherweise nicht den Fehler vieler gleichgelagerten Bands, die sich einfach nur in technischer Einfallslosigkeit verlieren.
Kristian Selm
Kontakt: Silent Exile, C.P. 76, Ste-Julie, Quebec, Canada J3E 1X5, email: silent_exile@hotmail.com
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