CD Kritik Progressive Newsletter Nr.33 (12/2000)

Supper's Ready - Listen to the pictures
(50:36, Musea, 2000)

Endlich sind No Name nicht mehr ganz allein und müssen in Luxemburg im Alleingang die progressive Fahne schwenken. Mit Supper's Ready haben sie endlich Verstärkung bekommen, wobei man entgegen des Namens aber keinen Genesisklon erwarten darf. Das Quintett ist deutlich mehr im 'normalen' Rockbereich verwurzelt, wobei sie sich aber sehr viel Raum in ihren Songs lassen, die somit auch mal jenseits der 7-10 minütigen Grenze liegen dürfen. Der progressive Einfluss findet sich unterschwelliger, aber dennoch offensichtlich in verschiedenen Nuancen wieder. Da lebt sich Gitarrist Max Cinus in mehreren Soli aus (besonders schön z.B. im Opener "Images of childhood") oder sachte Flötenbegleitung bzw. ein Saxophonsolo von Giuliano Arpetti verleiht den Liedern Wärme und eine weitere Schattierung. Was aber der Musik von Supper's Ready vor allem Sympathie verleiht, ist die Tatsache, dass man das Hauptmerkmal auf die Songaussage, auf die Ideen gesetzt hat, was den Liedern zum einen Platz zum Entfalten gibt, zum anderen die eigentliche Quintessenz aber nie aus den Augen gelassen wird. Die Songs klingen gut durchdacht, auf den Punkt gebracht, in ihrer leichten Melancholie verträumt, aber nie verklärt. Vielleicht ist es auch die leichte Traurigkeit, die mitschwingt, die besonders gut zur momentanen Jahreszeit passt und somit für eine seelische Verbindung sorgt. Die Suche nach vergleichbaren Bands fehlt schwer, was meistens ein gutes Zeichen ist. Der Gesang und ein Teil der Arrangements erinnern an die deutsche Band Lake, in den mehr progressiveren Teilen klingen etwas die schwedischen Galleon durch. Doch, wie gesagt, einen wirklichen Vergleich findet man nicht, Supper's Ready klingen vor allem nach sich selbst. Als einziger leichter Kritikpunkt sei vielleicht erwähnt, dass der Scheibe etwas mehr Aggressivität, etwas mehr Abwechslung im Tempo gut getan hätte, doch andererseits sind es gerade die auf den ersten Blick etwas unspektakulär Songideen, die dieses Album bereits beim ersten Anhören äußerst zugänglich erscheinen lassen. "Listen to the pictures" wird die Welt nicht verändern, ab es ist ein Album, welches von Anfang an wie ein altbekannter Freund wirkt, den man nach langer Zeit wiedertrifft. Vertrautheit vom ersten Moment - etwas, was nicht vielen Bands gelingt.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2000