CD Kritik Progressive Newsletter Nr.33 (12/2000)

Quasar Lux Symphoniae - Mit
(53:40, Mellow Records, 2000)

Das italienische Label Mellow Records macht schon seit Jahren mit seinem hohen Output an CD-Veröffentlichungen auf sich aufmerksam. Leider kann jedoch die Qualität mit der Quantität nicht ganz Schritt halten. Die vorliegende CD halte ich für eine der besseren Produktionen des Labels. Der Kern der italienischen Formation Quasar Lux Symphoniae spielt schon seit 1976 zusammen (damals noch Psychedelic und Hard Rock), doch erst Ende der 80er Jahre erhielt ihre Musik durch den Zuzug mehrerer versierter, klassisch ausgebildeter Instrumentalisten einen deutlich sinfonisch-progressiven Charakter. 1993 stieß die Band mit der Doppel-CD "Abraham", einer Rock-Oper mit vielen klassischen Elementen, in der Prog-Szene auf ein positives Echo. Das Nachfolgealbum war dann eher enttäuschend, v.a. auch wegen des schlichtweg ungenügenden Gesangs. Anfang dieses Jahres hat sich die inzwischen achtköpfige Band zurückgemeldet. Ihr neues Album "Mit" zeigt, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat, was schon beim Gesang sofort auffällt. Gleich zwei neue Stimmen sind zu hören, und sie sind ein Gewinn. Vor allem Annalisa Malvasia, eine klassisch ausgebildete Opernsängerin, überzeugt auf diesem Album, indem sie spielend den Spagat zwischen tremolierendem Sopran-Gesang und Rockröhre schafft (was manchmal an Nina Hagens Gesangskünste Ende der 70er Jahre erinnert). Auch musikalisch hat sich die Band auf ihre alten Stärken besonnen. Rocksongs und Balladen werden mit keyboardlastigen progressiven Arrangements untermalt und durch subtile Instrumental-Passagen mit viel akustisch-klassischer Gitarre ergänzt. Die rockigen Parts sind in einem eher einfachen, aber griffigen Neo-Prog-Stil gehalten und mit der nötigen Prise Bombast all'italiana gewürzt. Marco Bertolissis Gesang bewegt sich stellenweise in Richtung Fish. Einen reizvollen Kontrast dazu bildet Malvasia, wenn sie ihre hohe Sopranstimme wie ein Instrument benutzt und über Bertolissis Gesang hinweg improvisiert oder zwischendurch mal kurz eine Arie hinschmettert. Die gefühlvoll-melancholischen Instrumentalparts sind solide komponiert und gespielt, ein Streichquartett sorgt für zusätzliche klassische Farbtupfer. Zugegeben, das alles passt nicht immer optimal zusammen. Die Verschmelzung von klassischen mit Rock-Idiomen ist schließlich immer ein Wagnis und kann nicht jedem so gut gelingen wie damals in den 70ern Renaissance, den Meistern auf diesem Gebiet. Trotzdem, wer ein Flair für sinfonischen Progrock mit viel italienischer Dramatik hat und zudem klassischer Barock- und Opernmusik etwas abgewinnen kann, dem kann diese CD nur empfohlen werden.

Georg Oelschläger



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