CD Kritik Progressive Newsletter Nr.33 (12/2000)

Perfume De Mujer - Él monólogo de él caracol
(70:08, Luna Negra, 2000)

Die musikalischen Reisen, auch auf Länder bezogen, die man bei der intensiven Beschäftigung mit Musik unternimmt, sind schon manchmal recht merkwürdig, aber auch zugleich spannend. Kramt man in den eigenen Vorurteilen, so fallen einem doch bei Kuba bestenfalls Fidel Castro und Havanna Zigarren ein. Doch weit gefehlt - auch in der Karibik gibt es eine kleine, feine Szene, die sich dem Rock in Opposition, kurz R.I.O. verschrieben hat. Perfume De Mujer umfassen auf ihrem zweiten Longplayer den Zeitraum von 1997 bis 2000 und üben sich dabei in inhaltlicher Offenheit. Zwar erkennt man immer noch den Rockeinfluss, doch sehr sprunghaft wird dieser Unterbau in schräge Takte gepackt, dazu kaputte Sounds hinzugesteuert, aber auch einige mal durch melodische Schlenker geradegezogen. Mal klingt's wie durchgedrehte King Crimson im 21.Jahrhundert, zeitgenössische Klassik mit Rockinstrumentarium, dann wieder nach exotischer fragmentierter Volksmusik oder auch nur nach atonaler Verstimmung. Zugängliches steht neben Abstrusem, mitreißende Schönheit zerfällt zu anscheinendem Lärm, Perfume De Mujer gehören zwar glücklicherweise nicht zu den ganz kompromisslosen Vertretern ihres Genres, aber offene Ohren und Zeit benötigt man dennoch für ihre Musik. Auch wenn manche Idee vielleicht zu sorglos verpufft, so ist diese kubanische Band für Anhänger der R.I.O. Sparte sicherlich eine interessante Erweiterung.

Kristian Selm



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