CD Kritik Progressive Newsletter Nr.33 (12/2000)
Cafeïne - Nouveaux mondes
(66:31, Musea, 2000)
Cafeïne haben sich das anscheinende Manko keinen passenden Sänger zu haben, einfach zum Vorteil gemacht. So holten sie sich für ihren zweiten Longplayer einfach die besten Gesangsstimmen, die die französische Progszene momentan bietet, ins Studio, um damit sowohl den einzelnen Titeln einen eigenen Anstrich zu verleihen, aber auch vom Timbre ein recht abwechslungsreiches Album abzuliefern. Mit von der Partie sind u.a. Christian Decamps (Ange), Pierre-Yves Therillat (ehemals Galaad), sowie mit Jean-Baptiste Ferracci und Sonia Nédélec die beiden Gesangsstimmen von Minimum Vital. Entsprechend der Sänger verbinden musikalisch Cafeïne ebenfalls verschiedene Bereiche. Neben schwungvollem, sehr sorgfältig arrangiertem Neo Prog in sinfonischer Verspieltheit, gibt es auch den typisch francophilen Chansoneinschlag, der aber die Musik mehr verfeinert, den verwässert. Wie bei vielen französischen Produktion bekommen Dramatik und Melancholie in Gesang und Zusammenspiel wesentlich mehr Bedeutung zugeteilt, als man dies z.B. von Produktionen aus England gewohnt ist. Sicherlich ist auch der vollständig in Landessprache gehaltene Gesang nicht nach jedermanns Gusto, doch da die Frontmänner bzw. -frauen jeweils ausgezeichnete Interpreten sind, wäre es natürlich unheimlich schade durch zweifelhaftes Englisch die Musik erheblich abzuwerten. Für die Anhänger des Progressive Rocks made in France bieten Cafeïne ein Album, welches alle Forderungen erfüllt, dem Durchschnittshörer mag vielleicht die etwas überzogene Theatralik sauer aufstoßen - den Versuch sich mal in neue Gefilde vorzuwagen und ein anderes Land zu entdecken, ist dieses Album aber allemal wert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000