CD Kritik Progressive Newsletter Nr.33 (12/2000)

Gentle Giant - Live Rome 1974
(70:49, Glasshouse, 2000)

Gentle Giant Fans haben es schwer - die Band weigert sich standhaft im Reigen der alten "Melancholie- der- Fans"- Reunions mitzumachen und verweigern seit Jahren einen (zumeist lauwarmen) Aufguss alter Größe. Neues ist also von den Riesen nicht zu erwarten und auch die zuletzt hervorgekramten Raritäten konnten nicht so recht überzeugen (anders als die Live- Aufnahmen aus den BBC- und King Bisquit Flower Hour- Archiven). Eine dritte Quelle für Gentle Giant-Süchtige war bisher der Bootleg- Markt, der sich gütlich an den Meistern hielt - was läge da nun näher, als diese Bootlegs unter eigenem Label legal auf den Markt zu bringen, immerhin werden sie ja gekauft, warum sollten also nicht jene daran Geld verdienen, die sich für die Aufnahmen verantwortlich zeichnen? "Live Rome 1974" ist ganz offensichtlich, ich meine ganz eindeutig hörbar ein Bootleg, eines der besseren Sorte aber, um Missverständnissen vorzubeugen, die Soundqualität kann nicht mit den bisherigen offiziellen Live-Releases mithalten. Lässt man dies außer Acht, dann erwirbt man mit "Live Rome 1974" ein authentisches Zeitdokument einer Formation, die sich in jenen Jahren auf ihrem musikalischen Höhepunkt befand. Alles, was man an dieser Band schätzen kann, wird man auf dem Album finden, denn ohne jeden Zweifel war Gentle Giant eine ganz vorzügliche Live-Band, so vorzüglich, dass man dann doch mit der Qualität der Aufnahmen hadern muss. Empfehlenswert ist dieses Album also nur, wenn man bereit ist, klangliche Insuffizienz hinzunehmen, den anderen seien die hinlänglich bekannten Live-Aufnahmen zu ans Herz zu legen.

Sal Pichireddu



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