CD Kritik Progressive Newsletter Nr.33 (12/2000)
Etheridge And Sanders - 2nd Vision
(38:16, Blueprint, 1980)
Aus der Erbmasse, die Soft Machine mit samt seinen unzähligen Umbesetzungen hinterließ, konnte man zig neue Bands bestücken, einige dieser Musiker fanden in anderen Genres wenn nicht eine musikalische Heimat, dann doch zumindest ein gesichertes Einkommen. John Etheridge, einer der vielen Gitarristen der Canterbury- Ikonen und Ric Sanders an der Violine (auch er spielte bei Soft Machine) formierten sie sich 1980 für das Album "2nd Vision", einem Projekt bei dem sie sich auf diese Wurzeln zurückbesinnten, bei dem jedoch ein weiterer musikalischer Einfluss fast noch bestimmender war: David Bristow (keyb.), Jonathan Davie (bass) und Mickey Barker (dr.) bildeten mit eben Nic Sanders in den 70er Jahren die legendäre Albion Band, einer der wichtigsten und einflussreichsten Folk-Rock Bands ihrer Zeit. Und so klingt "2nd Vision" wie eine gelungene Fusion aus Folk und Jazz Rock, jedoch ohne die triviale Leichtigkeit des einen und auch ohne die übertechnische Sterilität des anderen Genres. Phantastisch ist das Wechselspiel der beiden Solisten, die sich an Virtuosität stets zu überbieten versuchen. Diese Scheibe macht von der ersten bis zur letzten Note Spaß. In Wirklichkeit würde man solch ein Album weder mit Soft Machine assoziieren, noch mit der Albion Band, eher mit Bands wie Camel (die der ersten Hälfte der 70er), oder (wegen der Violine) mit Caravan, vielleicht noch mit Quantum Jump manchmal an den frühen Al Di Meola, der seinerzeit einen starken Einfluss auf fast alle Musiker ausübte (wie sich die Zeiten doch ändern - heute kann Di Meola auch nur noch auf Nilhochwasser warten...) Die Einflüsse sind mannigfaltig und die Liste könnte endlos fortgeführt werden... oder man lässt diese albernen Vergleiche.
Sal Pichireddu
© Progressive Newsletter 2000