CD Kritik Progressive Newsletter Nr.33 (12/2000)

Torben Enevoldsen - Heavy persuasion
(46:44, Lion Music, 2000)

Da es im Rockbereich einen nicht unwesentlichen Gitarristenüberhang gibt, ist auch dementsprechend die Anzahl der reinen instrumentalen Gitarrenalben geradezu unüberschaubar. Umso schwieriger bleibt es für die Saitenzupfer sich aus der großen Masse herauszuheben. Eine fast unlösbare Aufgabe also, die sich nun der dänische Gitarrist Torben selbst gestellt hat. Doch sein Solowerk "Heavy persuasion" ist glücklicherweise keine Stangenware, denn der Skandinavier, der seit Anfang der 80er in die Saiten greift, schafft die Gratwanderung zwischen Technik und Gefühl, modernem Saitengeschreddere und Hard Rock Zitaten aus der Vergangenheit. Zwar schimmert in den Kompositionen immer wieder recht deutlich der Einfluss Joe Satrianis durch - Enevoldsen versteht sich nicht als hirnloser Schnellspieler, seine Songs haben fest Strukturen und wirken trotz leicht komplexer Sprünge immer eingängig und griffig. Nicht nur Volldampf heißt die Devise, es darf auch ruhig mal etwas gelassener losgerockt werden. Zudem hat er mit dem Schlagzeuger Mickey Hurricane und Bassist Flemming Hansen eine gute Rhythmusgruppe im Hintergrund, die präzise und nicht zu überladen den zehn Liedern ein kompaktes Grundgerüst bietet. Sicherlich ist "Heavy persuasion" vor allem wieder mal ein Album für Griffbrettfetischisten und bringt nicht unbedingt Neues zu Gehör, dennoch spielt sich Torben Enevoldsen keineswegs selbst in eine Sackgasse und beweist sich als gekonnter Gratwanderer.

Kristian Selm



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