CD Kritik Progressive Newsletter Nr.32 (10/2000)
Rene de Vreng - The sorceress
(52:29, Privatpressung, 2000)
Der Name Rene de Vreng, den ich bereits von einigen Cassetten-Veröffentlichungen her kannte, fällt momentan in einigen Prog-Magazinen, meist mit positiven bis überschwänglichen Kritiken bedacht. Eine der besagten Cassetten ist mit Oldfield Tapes betitelt, somit ist also schon mal klar, wer der Haupteinfluss des holländischen Multiinstrumentalisten ist. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass auf seinem aktuellen Album einige Passagen an Mike Oldfield erinnern, wie z.B. die akustische Gitarre und der synthetische Dudelsacksound auf dem 19-minütigen Kernstück "Circe and Odysseus". Nun gleich den Eindruck zu erwecken, hierbei handele es sich um eine Reinkarnation Oldfields, halte ich allerdings für ziemlich überzogen. Ich glaube kaum, dass Fans von Alben wie "Tubular bells", "Ommadawn" oder "Incantations" die heutigen Ergüsse des Herrn O. noch ernst nehmen, also mag der Wunsch nach einem legitimen Nachfolger zu Recht bestehen, doch so weit ist Rene de Vreng natürlich noch nicht, was auch angesichts des sicherlich begrenzten finanziellen Backgrounds kaum möglich ist. Er orientiert sich auch nicht derart dicht an dem Original wie beispielsweise Hartmut Zinn mit seinem Album "Heiles Land" (dieses kann man getrost als wirklich gelungenen Oldfield-Klon zu seligen "Tubular bells"-Zeiten bezeichnen). Aber klar festzuhalten ist: was Rene hier produziert hat, ist ein sehr schönes Instrumentalalbum, das in der Tat geeignet ist, Oldfield-Fans der frühen Stunde zu gefallen. Einige leichte Vangelis-Einflüsse (à la "China") sind ebenso zu hören wie eine Prise Kitaro ("Kojiki"). Die Tasteninstrumente geben den Ton an, die eingestreuten Gitarrenarrangements passen sehr gut, außerdem hat er sich in Sachen Samples einiges einfallen lassen, was allerdings zwiespältige Eindrücke hinterlassen dürfte. Diverse Stimmensounds sind sehr effizient eingebunden, was mir allerdings nicht gefällt, sind einige Ethno-Soundspielereien, die für mein Empfinden etwas deplaziert wirken. Damit aber gar nicht erst ein falscher Eindruck entsteht: dieses Album gefällt mir eindeutig sehr gut, nur sollte man, um die Verhältnismäßigkeit zu wahren, ein kleines bisschen auf die Euphoriebremse treten. Ich bin schon jetzt gespannt auf das nächste Album, das er dann hoffentlich nicht mehr in Privatregie heraus bringen muss, sondern bei einem etablierten Label. Fazit: Fans melodischer, abwechslungsreicher Instrumentalmusik sollten sich diesen Namen merken!
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2000