CD Kritik Progressive Newsletter Nr.32 (10/2000)

Cyrille Verdeaux - Clearlight visions
(73:12, Clearlight Music, 1977)
Pascal Menestreyl / Cyrille Verdeaux - Ethnicolor
(54:46, Clearlight Music, 1999)
Cyrille Verdeaux - Rainbow music Best of 1975-2000
(70:47, Clearlight Music, 1999)

Ignoriert von den großen Plattenfirmen, von den Medien missachtet, hat sich der französische Komponist und Musiker Cyrille Verdeaux in den letzten Jahren durch die Möglichkeiten des Internets sich seine ganz eigene Welt mit weltweitem Vertrieb und neuen Plattformen geschaffen. Über die Jahre hat er unzählige Alben veröffentlicht, die hier vorgestellten drei Alben dienen als Anreiz sich einmal näher mit dem Tastenvirtuosen zu beschäftigen. Auf "Clearlight visions" präsentiert sich Verdeaux unterstützt von jeder Menge Gastmusiker, wie z.B. dem Teufelsgeiger Didier Lockwood (u.a. Magma), Christian Boule (Steve Hillage Band) und Saxophonist Didier Halherbe von Gong, als brillanter Tonschmied von Fusion, Jazz Rock, Psychedelia, Progressive Rock und Klassik, wie er auch aus seiner Vorliebe für indische Ragamusik keinen Hehl macht. Doch wieder Erwarten erlebt man hier kein bloßes Feuerwerk an instrumentaler Virtuosität, vielmehr ein ineinandergreifendes Miteinander, welches von innerer Spannung, Atmosphäre und minimalistischen Steigerungen lebt. Über sachten, verspielten Klavierläufen erheben sich die anderen Instrumente, es erscheint mehr wie ein Flug, ein stetig fließendes Miteinander, als der Kampf um die musikalische Souveränität des Einzelnen. Ein Album zum Zuhören und Sicheinlassen, welches nur so seinen ganz eigenen Mikrokosmos offenbart. Rund 20 Jahre danach hat sich die musikalische Ausrichtung von Cyrille Verdeaux gewandelt. Zusammen mit Pascal Menestreyl liefert er auf "Ethnicolor" den Soundtrack der Völker und verschiedenen Kulturen. "Zeremonien und Rituale" heißt die Platte im Untertitel; verschiedene Samples diverser nordamerikanischer Indianerstämme, Flöten und Trommeln aus Asien, Didgeridoo aus Australien - jeder Kontinent ist mit seinen ureigenen Tönen vertreten. Darüber malen die beiden Soundtüftler ihre eigene, mystische Stammesmusik, die von New Age bis hin zu progressiver Sinfonik reicht, über weite Strecken besinnliche Ruhe bewahrt. Es entsteht ein friedliches Miteinander der anscheinend fremden Kulturen, die zu einem großen Ganzen verschmelzen, aber dennoch immer ihre Identität bewahren - spannend und interessant. Einen guten Einstieg in die vielfältige musikalische Welt von Cyrille Verdeaux bietet der Sampler "Rainbow music", der Titel aus allen Schaffensperioden, sowie Stilen vereint. Die Bandbreite reicht von progressivem Fusion Rock, World Music, New Age angehauchte Entspannungsmusik, sinfonischem Bombast bis hin zu moderner Klassik, wobei der Franzose einen gesteigerten Wert auf fließende Harmonien und verträumte Melodien setzt.

Kristian Selm



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