CD Kritik Progressive Newsletter Nr.32 (10/2000)

Nevermore - Dead heart in a dead world
(56:49, Century Media, 2000)

Immer voll auf die Zwölf! Mit den ersten Takten von "Narcosynthesis" jagt man jeden musikalischen Schattenparker hurtig in die Flucht. Rasiermesserscharfe Powerriffs, gieriger Gesang, Breaks, die sich in die Eingeweide fressen, so muss knallharter True Metal des 21.Jahrhunderts brettern. Willkommen im Headbanger Heaven! Nevermore, die Anfang der 90er aus den Überresten der schwermetallischen Radaubrüder Sanctuary entstanden, geben sich auf ihrem viertem Album zeitgemäß, ohne ihre Wurzeln zu leugnen. Kleine wohldurchdachte Mini-Dramen jenseits der fünf Minutengrenze stehen neben eingängigerem Material mit hymnischen Melodien. Die Balance stimmt, akustische Parts fügen sich harmonisch in den wütenden Metal ein, der in Tempo und Härtegrad jeden Nacken zum Krachen bringt. Doch dienen die komplexen Gitarrenarrangements, die trashigen Knüpelorgien nie zum Selbstzweck und wollen nur technisches Können zur Schaustellen, hier wird einfach schwungvoll drauflosgerotzt, dass es eine wahre Freude ist. Ihre ganz eigene Art von düsterem Humor beweisen Nevermore mit der Tatsache, dass sie den Paul Simon Klassiker "The sounds of silence" für ihre Zwecke sehr eigenwillig zitieren. Für die Freunde der härteren Mucke ist "Dead heart in a dead world" auf jeden Fall eine Empfehlung wert, alle zartbesaiteten Schöngeister schauen diese Scheibe besser nicht einmal von der Seite an.

Kristian Selm



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