CD Kritik Progressive Newsletter Nr.32 (10/2000)
Kromlech - La Soledad de las Sombras
(58:55, Privatpressung, 1999)
Die mexikanische Gruppe Kromlech debütiert mit ihrer CD "La Soledad de las Sombras" in der Progressive Rock Szene. Herzlich willkommen, aber was hat man denn anzubieten? Kromlech hat sich dem rein instrumentalen Prog verschrieben (warum sind bloß zur Zeit eigentlich so viele Neuerscheinungen aus Lateinamerika ausschließlich instrumental?). Die Mexikaner haben dabei trotz fehlendem Text um die Musik eine Geschichte in der Form eines Konzeptalbums herumgezimmert. Erzählt wird die Geschichte eines Raben, der vier verschiedene "Schatten" in einer irreal wirkenden Welt aufspüren soll. Düster und bedrohlich wirkt die beschriebene Szenerie, schließlich findet der Rabe in seinem eigenen Spiegelbild, den letzten, vierten Schatten. Da diese mysteriöse Geschichte aber im Booklet nur in Spanisch abgedruckt ist, wird Kromlech mit dieser Geschichte wohl nur wenige erreichen. Kommen wir lieber zur Musik. Moderner, mäßig komplexer Instrumentalrock wird dem Hörer in der Besetzung Gitarre, Keyboards, Schlagzeug und Bass geboten. Souverän werden die Instrumente beherrscht, auch in der Produktion lassen sich keine größeren Schwachstellen ausmachen. Dennoch gibt es Kritikpunkte. Souveränität ist nämlich nur die halbe Miete, leider fehlt es um so mehr an wirklich zündenden Ideen. Selten vermag die Musik der vier Mexikaner wirklich zu überraschen, es fällt zudem schwer, zwischen den einzelnen Stücken zu unterscheiden. Nach einer Weile hat sich bei mir Langweile breitgemacht. Häufig wird zudem die mystische Grundstimmung durch entsprechende, sphärische Klänge transportiert, was aber auch nicht gerade für Abwechselung sorgt. Schließlich finde ich auch nach mehrmaligem Hören nicht den berühmten roten Faden, den ein instrumentales Konzeptalbum aber wohl braucht, um richtig haften zu bleiben. Kromlech ist mit ihrem Debüt ein zwar ordentliches Album gelungen, bei dem es aber an der Durchschlagskraft noch fehlt. Dies ist nicht weiter tragisch, für ein Debüt ist das Gebotene nicht schlecht und ich bin gespannt auf die weitere Entwicklung der Gruppe.
Meinhard Foethke
© Progressive Newsletter 2000