CD Kritik Progressive Newsletter Nr.32 (10/2000)
Kansas - Somewhere to elsewhere
(68:15, SPV, 2000)
Die Kommentare gegenüber dem neuen Album von Kansas waren bisher relativ zwiespältig. Für die einen ist die "Somewhere to elsewhere" und die späte Rückkehr von Kerry Livgren eine Rückbesinnung zu den 70ern, für andere nur ein lascher Abklatsch der Vergangenheit. Die Wahrheit liegt wie immer dazwischen, wobei der Rezensent sich zweifelsohne der ersten Aussage stärker zugezogen fühlt. Das neue Werk nimmt vieles von den Stilmerkmalen der Vergangenheit auf und bietet mehr als einmal den gewissen "Aha-Effekt". Sei es nun das mal gefühlvolle, mal expressive Geigenspiel von Robby Steinhardt, die rockende Mischung aus Bombast und moderater Komplexität ("Icarus II", "Myriad", "Look at the time") oder das immer noch vorhandene Potential, richtig eindringliche Balladen ("The coming dawn") zu schreiben. Ohne Frage, Sänger Steve Walsh hat bestimmt schon bessere Tage erlebt und säuft manchmal stimmlich ab, hier und da geht es vielleicht eine Spur zu straight, zu einfallslos oder auch mal zu langatmig zur Sache ("Not man big"), aber im großen und ganzen schaffen Kansas immer wieder die Kurve und können überzeugen. Sie beweisen sogar Humor und Verbundenheit zur Vergangenheit, in dem sie den Opener "Icarus II" nennen und bei "When the world was young" für ein paar Takte "Magnum Opus" zitieren. Die amerikanische Band aus dem gleichnamigen Bundesstaat ruhen sich mit "Somewhere to elsewhere" keineswegs nur auf ihrem Altenteil auf, sondern die alten Herren beweisen, dass sich immer noch prima Musik auf die Beine stellen können. Nicht so mitreißend wie die Klassiker aus den 70ern, aber mehr als nur Signal, dass es die Band noch gibt. Ein vitales, starkes Lebenszeichen, bei dem es wirklich Spaß macht zuzuhören. Mit Kansas ist wieder zu rechnen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000