CD Kritik Progressive Newsletter Nr.32 (10/2000)

Peter Gabriel - OVO
(65:26, Virgin, 2000)

Nach langer, langer Zeit endlich mal wieder ein Gabriel-Album! Zwar nicht das bereits hundertfach angekündigte "Up"-Werk, stattdessen die Musik zu einer im Londoner Millennium Dome veranstalteten Multimedia-Show. Vor diesem Hintergrund ist verständlich, dass kein typisches PG-Opus vorliegen kann. Stilistisch kann sich PG hier in allen möglichen Bereichen austoben, seine Stimme ist allerdings leider eher selten zu hören, was jedoch dadurch kompensiert wird, dass er einige hervorragende Gastsänger für dieses Projekt gewinnen konnte. Vom Auftaktsong "The story of OVO", einem Rap mit Neneh Cherry, sollte man sich nicht abschrecken lassen. Schon der nächste, gefühlvolle Titel überrascht mit einem guten Sänger, nämlich Iarla O Lionaird, der kein Unbekannter auf dem Real World-Label ist. Dann folgt schon der für mich schönste Titel des Albums, nämlich "The time of the turning" mit der fantastischen Stimme des Ritchie Havens, den man ja schon in den Spät-Siebzigern mit Genesis in Verbindung bringen konnte, da er nämlich als Sänger auf Hacketts zweitem Album "Please don't touch" gastierte. Einfach klasse, dieser Mann. Es überrascht wohl kaum, dass auf einigen Titeln ausgiebig von allen möglichen Perkussionsinstrumenten Gebrauch gemacht wird, was den typischen World Music-Touch widerspiegelt, aber auch Folkmäßig geht z.B. in "Weavers reel" voll die Post ab. Auch sehr ruhige Nummern, wie das Pianobetonte "Father, son" (endlich mal mit PG am Mikro) können voll überzeugen. Weiterer Pluspunkt: die hervorragenden orchestralen Arrangements. Zwar dürfte der gnadenlose Stilmix hin und wieder für einige Irritationen sorgen, doch wenn man auch nicht jedes einzelne Lied mag, so ist das Gesamtkunstwerk doch sicherlich als gelungen zu bezeichnen. A propos Kunstwerk: es sei darauf hingewiesen, dass es OVO in zwei Versionen gibt, wobei die Deluxe-Variante für meinen Geschmack von der Covergestaltung her klar das Nachsehen im Vergleich zur "Normalo"-Version hat, das mit einem wunderschönen Booklet aufwartet.

Jürgen Meurer



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