CD Kritik Progressive Newsletter Nr.32 (10/2000)
Steve Adams - Vertigo
(46:11, Flying Cat, 2000)
Was erleben wir nicht alles in unserem Lieblings-Prog-Klub Spirit of 66 in Verviers! Ein besonderes Schmankerl gab es z.B. kürzlich beim Isildurs Bane-Konzert. Üblicherweise spielt Besitzer Francis vor bzw. nach Konzerten Ausschnitte aus Alben zukünftig dort auftretender Artisten an. Als wir bei einer bestimmten, recht viel versprechenden CD nachfragten, rückte er gleich zwei Gratis-Promo-CDs heraus, nämlich vorliegendes zweites Album von Gitarrist Steve Adams. Schon ein erster Blick ins Booklet lässt einen Namen zwangsläufig ins Spiel kommen: Camel. Denn neben den beiden Damen in seiner Begleitband (Desha Dunnahoe an den Tasten und Susan Lyster am (lüsternen?) Bass) sitzt ein gewisser Herr Ward am Schlagzeug. Richtig! Genau dieser Herr Andy Ward, das Camel-Urgestein. Und dass der Name Camel auch zu Recht fällt, verdeutlichen schon die ersten Take des Eröffnungstitels "Maiden voyage II", das gitarrenmäßig stark an Mirage-Zeiten erinnert. Was anfangs noch nach guter Band-Zusammenarbeit klingt, wird im Laufe der Zeit jedoch für meinen Geschmack zu sehr zur Zurschaustellung der Fingerfertigkeiten des Herrn Adams. Keine Frage, der Mann beherrscht sein Instrument. Jeder Song für sich genommen ist klasse. Aber auf Dauer wird mir dies dann doch zu anstrengend, zumal die restlichen Musiker zunehmend zu Statisten degradiert werden und manche Synthi-Soli eher Alibicharakter zu haben scheinen. Erst beim letzten Song, einer 10minütigen Coverversion des Camel-Songs "Lunar sea" vom "Moonmadness"-Album, wird wieder die richtige Balance gefunden. Für Gitarrenfreaks sicherlich ein Leckerbissen, um mehr Prog-Fans anzusprechen, wäre eine ernsthaftere Einbindung der restlichen Musiker vermutlich von Vorteil.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2000