CD Kritik Progressive Newsletter Nr.32 (10/2000)

Finntroll - Midnattens widunder
(30:02, Spinnefarm Records, 2000)

Schon echt lustig, wie so manche Band entsteht - sofern man natürlich den Waschzetteln der Plattenfirmen trauen darf! Da fanden sich zwei sturzbesoffene Finnen in einem dunklen Übungskeller ein und kamen auf die glorreiche Idee einfach finnische Volksmusik, im sogenannten "Humppa" Stil zu spielen, was eigentlich nichts anders als eine Abwandlung von Polka ist. Nun hatten die beiden aber einen metallischen Hintergrund, scharrten noch einige Kollegen um sich, und schon war der trollische Metal geboren. Und so jagen jetzt die sechs Dunkelmänner mit ihrem infernalen Gewitter aus Power Metal, Polka, atmosphärischen Keyboardteppichen, finnischem Gegrunze und brutalsten Geknüppel auf ihrem ersten Longplayer problemlos jeden Troll aus dem Wald. Sicherlich wird hier ziemlich brutal auf die Instrumente eingedroschen, doch zum einen hat dieses Geröchel und Gegrunze einen nicht unerheblich Spaßfaktor, zum anderen übt diese eigenwillige Mischung auch eine sehr einzigartige Faszination aus, da Tempo, Gewalt und düsterer Fantasy- / Folksound im stetigen Wettstreit stehen. Da es der Longplayer gerade mal auf dreißig Minuten bringt, ist es gerade so viel, dass man es noch aushält, aber auch genauso so viel, dass sich dieser teuflische Gag nicht todgeritten hat. Deftiges mit ureigenster Folklore: Finntroll sind die Geister, die wir nie gerufen haben!

Kristian Selm



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