CD Kritik Progressive Newsletter Nr.32 (10/2000)
Abraxas - Live in memoriam
(78:18, Metal Mind Productions, 2000)
Nach der Auflösung von Collage halten jetzt Abraxas zusammen mit Quidam die neo-progressive Fahne für Polen hoch. Auf ihrem aktuellen Livealbum "In memoriam" präsentieren Abraxas einen gelungenen Querschnitt durch ihre drei bisher erschienenen Studioalben (leider fehlt der Fan Favourite "Tabula Rasa") und beweisen, dass sie auch den Livetest bravourös bestehen. Was vielleicht manchen anglophil veranlagten Hörer herb auf die Lauscher schlägt, ist der ausschließlich polnische Gesang. Doch passt dieser wesentlich besser zur Musik, als die beiden eher missglückten Versuche mit den letzten beiden Studioalben, diese nochmals komplett in englisch aufzunehmen. Denn lieber Gesang in Landessprache, als radebrechendes Englisch mit deutlichem Akzent. Ansonsten bieten Abraxas wirklich alles, was gut gemachten Neo Prog auszeichnet. Das fängt an beim dichten Zusammenspiel, den guten Melodien, die auch nach mehrmaligen Anhören nicht platt wirken und der Balance aus Bombast, Ruhe, sowie komplexen Passagen. Zudem gehen die Polen nicht auf Nr. Sicher (wie z.B. eine britische Band deren Namen ich jetzt lieber nicht nenne, aber bei denen der Schlagzeuger einer ehemals bekannten Band trommelte), man erahnt nicht sofort, welcher Schlenker jetzt noch folgt, wohin sich ein Song bewegt. Die Musik lebt von der inneren Spannung, von den Emotionen, auch wenn natürlich die sehr harte Sprache ihre Ecken und Kanten hat. Dass in der Band noch Potential für die Zukunft steckt, beweist das bisher unveröffentlichte Instrumental "E'lamachiwae", wo sich sogar deutlich 70er Jahre King Crimson Einflüsse wiedererkennen lassen. "Live in memoriam", ein guter Einstieg, um Abraxas kennenzulernen, sofern man sie bisher noch nicht kannte - es muss eben nicht immer Neo Prog aus Good Old England sein.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000