CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)
Solaris - Archive Vol.1: Back to the roots
(48:01, Periferic Records, 1980)
Die ungarische Band Solaris kann bereits auf eine zwanzigjährige, sehr rege Bandgeschichte zurückblicken. Eine Zeit in der sich nur das politische System im eigenen Land änderte, sondern es endlich auch möglich wurde, zu einem Zeitpunkt, wo die Band bereits die Hoffnung fast aufgegeben hatte, nicht unbedingt "System-konforme" Musik zu veröffentlichen. "Back to the roots" ist nun der erste Teil von insgesamt drei geplanten Alben, welches einen Konzertmitschnitt in ordentlicher Bootlegqualität enthält, und die Ungarn von einer anderen, deutlich progressiveren Seite zeigt, als später auf ihrer ersten offiziellen Veröffentlichung "Martian Chronicles". Die Musik klingt noch etwas unfertig und nicht komplett durchkomponiert, doch mitreißende Spielfreude, Dynamik und rasantes Tempo machen dieses Manko mehr als wett. Man merkt den Ungarn deutlich die Liebe zur Musik an, die Klänge atmen, sie ergreifen kraftvoll Besitz vom Hörer und dessen Bereitschaft tiefer in diese antiken Klänge einzutauchen. Dominierendes Instrument ist die Flöte, die nicht nur prägnante Tupfer setzt, sondern auch die Melodieführung übernimmt. Doch leben die komplexen, sinfonischen Klänge, die ihren 70er Jahre Ursprung erst gar nicht zu leugnen zu versuchen, vor allem von den überraschenden Wendungen, der Energie des Quartetts. Die Rhythmusgruppe versprüht unbedingte Lebenslust, Gitarre und Orgel ächzen dazu um die Wette. Zwar erreicht nicht jedes Break sein Ziel, bringt nicht jeder Dynamiksprung den erhofften Spannungsaufbau, doch dem begeistert mitgehenden Publikum ist dies egal, es ist die damalige Neuartigkeit der Musik, die hörbar mitreißt, auch wenn hier und da das Geflöte auf Dauer etwas nervt. Die fünf Stücke mit Längen zwischen vier und nahezu 19 Minuten auf "Back to the roots" sind nicht nur ein vitales Zeitdokument, sie beweisen auch wieder mal eindrucksvoll, dass progressive Musik fast überall auf der Welt zuhause war und immer noch ist.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000