CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)

Rumblin' Orchestra - The king's new garment
(72:24, Periferic Records, 2000)

"Wieder einmal musste orchestraler Bombast herhalten, um ein sinfonisches Rockwerk mit klassischen Zutaten aufzuwerten." Dies sind zumindest die ersten Gedanken, wenn man sich die umfangreiche Liste der mitwirkenden Musiker anschaut (u.a. Cello, Violine, Trompete und ein achtköpfiger Chor). Doch da das Rumblin' Orchestra aus Ungarn kommt und die osteuropäischen Bands eigentlich mehr Wert auf Qualität legen und meist über eine bessere musikalische Ausbildung verfügen, besteht doch noch Hoffnung. Diese Hoffnung wird mit den ersten Takten mehr als bestätigt, denn der fast neunzehnminütige Opener "The king's new garment Suite" beinhaltet glücklicherweise alles das, was eine perfekte Symbiose aus Klassik und sinfonischer Rockmusik auszeichnet: die verschiedenen Instrumente stehen gleichberechtigt nebeneinander, Soli an Orgel, Blasinstrumenten, Gitarre wirken nicht willkürlich zusammengepappt, sondern harmonisch ineinander verwoben und mit genügend Drive und Ästhetik wirkt selbst der Chor zum Ende der Suite nicht zu übertrieben. Dieses Stück hat die Klasse, die noch die frühen Alben von Rick Wakeman auszeichneten, bevor er sich leider viel zu oft in die Niederungen der musikalischen Verwirrtheit begab. Doch geht es nach diesem fulminanten Beginn leider nicht so weiter, sondern dem Rumblin' Orchestra gelingt es erst gegen Ende der CD wieder das Feuer der ersten Töne zu entzünden. Dazwischen gibt es zwar sehr abwechslungsreiche Musik, doch klingt vieles einfach inhaltlich nicht so packend, einfach nicht ausgewogen genug, obwohl hier ausgezeichnete Musiker am werkeln sind. Den ausgeklügelten Kompositionen fehlt es an starken Melodien, die der Musik einen festen Rahmen mit Halt geben. Da diesem Album auf Dauer nicht mehr die Griffigkeit der ersten Momente gelingt, fällt das Gesamturteil leider in den Bereich gut gemacht, aber ohne Überraschungen, so dass wir wieder bei den Gedanken vom Beginn wären, die leider doch zum Teil zutrafen.

Kristian Selm



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