CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)
Ange - La voiture à eau
(72:39, M10, 1999)
Schade, dass französische Produktionen, so sie denn nicht von Musea veröffentlicht bzw. vertrieben werden, so schwer erhältlich sind. Von der Existenz hatte ich bereits vor einiger Zeit erfahren, aber erst jetzt liegt es mir dank der Bemühungen eines weiteren Ange-Fans (danke, Tim), der mir dieses neue Werk der französischen Altstars bereits in höchsten Tönen angepriesen hatte, vor. Der Ausdruck Altstar trifft aber nur noch auf Sänger / Keyboarder / Komponist Christian Decamps zu, denn Ange sind nicht mehr das Brüderpaar Decamps mit ihren alten Weggefährten. Stattdessen hat exakt die Band, die unter dem Namen Christian Decamps et Fils 97 das Album "Troisieme etoile à gauche" herausbrachte, nun offiziell diesen (großen) Namen übernommen. Eben diese Besetzung hatte ich vor einiger Zeit in Belgien live erleben dürfen. Damals fiel mir schon auf, dass Sohnemann Tristan Decamps sich mittlerweile enorm verbessert hat. Also lag die Vermutung nahe, dass er auf der neuen Scheibe deutlich mehr im Vordergrund steht, doch weit gefehlt. Ange ist Christian Decamps! Er hat noch immer das Sagen, und er weiß nach wie vor auf seine typische Weise zu überzeugen, sei es in langsamen Balladen oder flotten Nummern. Ob es sich (wie hier) um 17 Songs mit relativ kurzen Spielzeiten oder um eine Ansammlung von Longsongs handelt, spielt bei Ange keine Rolle. Auch wenn sie gelegentlich noch an alte Zeiten erinnern, so ist mir doch eines spontan aufgefallen: Ange klingen hier ausgesprochen modern. Die typischen 70er-Keyboardsounds sind nur noch selten zu hören, statt dessen klingen Tasten- wie auch einige sehr gute Gitarrensoli sehr aktuell. Das könnte sogar glatt dem einen oder anderen Neo-Prog-Fan gefallen. Ange bleiben eine feste Größe in der französischen Szene, die ich auf keinen Fall missen möchte.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2000