CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)
Fernando Pacheco - Himalaia
(38:05, PRW, 1998)
Auch wenn es dieses Album auf nicht einmal vierzig Minuten Spielzeit bringt, so ist es doch ein schöner Rückblick auf die progressive Vergangenheit Brasiliens ohne Durchhänger. Fernando Pacheco gehörte zu den ersten Musikern, die diesen Stil im Brasilien nachgingen, und zusammen mit seiner 1973 gegründeten Band Recordando O Vale Das Maçãs (RVM) gehörte er sicherlich zu den Pionieren in Südamerika. Der erste Teil des Albums - "The past" untertitelt - beinhaltet zwei, klassisch inspirierte Kompositionen, das nur knapp zweiminütge "Sonho" und das dreizehnminütige "Himalaia", welches 1981 von RVM eingespielt wurde. Das Stück lebt neben seiner folkloristischen Leichtigkeit vor allem vom wunderbaren Zusammenspiel von Flöte, Gitarre und Violine. Verträumt gleiten die Töne dahin, ganz die landschaftliche Schönheit des Songtitels in sinfonischer Weise interpretierend. Kein emotionales Aufbäumen, sondern verspieltes Miteinander in stetiger Einheit. Die drei weiteren Titel - folgerichtig mit "The present" untertitelt - wurden 1998 als Quasireunion vom Original Line-Up von RVM neu eingespielt. Das Material stammt zwar ursprünglich ebenfalls aus der Vergangenheit, ist aber zum einen homogener interpretiert und klanglich aufgewertet, steht aber inhaltlich keineswegs dem Anfangsmaterial nach. Wie so vielen anderen Aufnahmen aus Südamerika vermisst man etwas den Biss, die aufrüttelnden Momente. Abgesehen von dieser Einschränkung handelt es aber um absolut harmonische, verspielte Musik, die wunderbar melodisch jubilierend den direkten Zugang zu Ohr und Herz findet.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000