CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)

Ozric Tentacles - Waterfall cities
(57:34, Stretchy Records, 1999)

Tja, kann man noch irgend etwas Neues über Ozric Tentacles schreiben? Nur schwer, denn bei der britischen Kultband geht es immer nur um stilistische Nuancen. Da die Band mit ihrem zeitgemäßen Space Rock aber sowieso polarisiert, kann man sich natürlich die generelle Frage stellen, ob eine CD Kritik überhaupt Sinn macht, denn entweder man mag sie und kauft die CDs ungehört (sowie ich) oder kann mit dieser Art von Musik überhaupt nichts anfangen und lässt deshalb lieber die Finger davon. Also, für alle, die es interessiert: Ozric Tentacles klingen (fast) wie immer. War der Vorgänger "Curious corn" noch von Ambientelementen und deutlich mehr Keyboardsounds durchsetzt, so sind die Ozrics dieses mal wieder etwas experimentierfreudiger und sogar stellenweise eine Spur härter, aber auch inhaltlich vielschichtiger geworden. Die zirpenden, blubbernden Synthiesprenkler durchsetzen zwar wie immer den rhythmischen World Music / Space Rock, doch klingen die Sounds aktueller, aggressiver, die Rhythmen fast schon was Drum'n'Bass inspiriert, was der instrumentalen Reisen in anderen Galaxien sichtlich gut tut. Daneben gibt es wieder mal jede Menge orientalisches, indisches Klanggeflecht und sogar chinesische Ansätze, neben E-Gitarre erstaunlicherweise auch Akustikgitarre, wodurch dieser Trip zwischen Erde und Raum irgendwie einen bodenständigen Charakter verliehen bekommt. Doch spätestens wenn die Gitarre rotiert, die Synthieteppiche gelegt sind und die Rhythmusmaschine in Sprung gebracht wird, dann klingt's wie gewohnt: der fulminante Space Rock kommt richtig in Fahrt und fliegt in neue Welten. Deshalb: einsteigen und mitfliegen oder daheim bleiben!

Kristian Selm



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