CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)
Mario Millo - Epic III
(48:29, Musea, 1978)
Bevor sich Mario Millo mehr den kommerziellen Dingen des Musizierens zuwendete - sprich Film- bzw. Auftragsmusik - , welches natürlich auch wesentlich lukrativer entlohnt wurde, als er dies mit seinen beiden Bands Sebastian Hardie und Windchase je geschafft hätte, veröffentlichte er 1978 das Soloalbum "Epic III", welches ihn inhaltlich teilweise von anderen Seiten präsentierte. Sicherlich, "Epic III" hat in vielen Passagen diesen typischen Mario Millo Gitarrensound, der sich mit viel Gefühl für tollen Melodien und feingliedrige Nuancen einschmeichelt, doch ist das Album insgesamt wesentlich abwechslungsreicher und vielschichtiger. Bereits der über vierzehnminütige Titelsong zeigt den australischen Gitarristen experimentierfreudiger. Saxophoneinlagen versprühen jazziges Flair, modernere Keyboardsounds spiegeln den damaligen Zeitgeist wieder und Sambarhythmen sorgen für südamerikanische Sprenkler, doch wenn er sich im Schlussteil in den typischen sinfonischen Bombast rettet, dann fühlt man sich sofort zuhause. Geschickt werden die neuen Merkmale in den Gesamtsound eingewoben, so dass es im großen und ganzen nichts gibt, woran die Ohren sich stoßen könnten. Im weiteren Verlauf der CD wird es dem Cover entsprechend auch mal etwas ruhiger und klassischer: "Quest Theme" sorgt mit Flötentönen und Fretless Bass für relaxte Stimmung und wohltuende Entspannung. Bei "Harlequin and Columbine" wird jedoch die Schmalzgrenze eindeutig überschritten, wenn die Streicher zu zuckersüß dahersülzen und auch noch eine klassische Gastsängerin dem Stück einen edleren Anstrich verpassen sollen, es aber nur noch zweitklassiger Musicalschmonzette klingt. Doch glücklicherweise gibt es immer noch so Stücke, wie z.B. "Sogno d'amore", wo zwar auch kräftig gestrichen wird, aber die Gitarre einen gleichbedeutenden Gegenpol setzen kann. "Epic III" reicht zwar nicht an die Alben von Sebastian Hardie oder Windchase heran, aber alle Anhänger des verträumten australischen Saitenkünstlers werden mit diesem Album über weite Strecken dennoch ihre Freude haben.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000