CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)
London Underground - London Underground
(37:13, Record Heaven, 2000)
In den Zeit von leblosen Synthetikpop und Musik als hirnlose Mehrheitsverarschung ist es einfach schön ein Produkt wie London Underground in den Händen zu halten. Eine Band, die sich um keine Trends schert, einfach die Zeit um mehr als 30 Jahre zurückdreht und die Swinging 60's in Feeling und Attitüde wiederaufleben lässt. Vom Sound, von den Ideen, alles klingt hier, als hätte man geradewegs ein progressives Werk der Hippieära ausgegraben, doch in Wirklichkeit ist die Musik um den singenden Standarte Schlagzeuger Daniele Caputo erst in den letzten Monaten entstanden. Das Cover passt zwar zur Zeit aus der diese Musik ihre Inspiration zieht, doch sollte man sich keineswegs dadurch irritieren lassen und fehlgeleitet werden, dass hier lediglich nette Popmusik aus den End 60ern präsentiert wird, obwohl auch in bestimmten Ansätzen die Italiener dieser Versuchung nicht wiederstehen können. Aber meist geht es sehr psychedelisch, sehr spacig zur Sache - nicht nur einmal fühlt man sich an die Spätphase der Beatles, an "Pet sounds" von den Beach Boys erinnert, auch klingt immer wieder etwas Pink Floyd der frühen Tage durch - doch vor allem leben London Underground von wunderschön antiquierten Klängen und prägnanten Harmonien. Ob Hammond, Mellotron, Moog oder Clavinet, die gesamte analoge Tastenmaschinerie wird aufgefahren und in wunderbare Schwingungen versetzt. Gerade solche Schlussteile, wie der vom Monstertrack "Worst is yet to come" treiben einem vor Sehnsucht fast die Tränen in die Augen und wer so verdammt traurig Balladen, wie "Was she worth my time" schreibt, muss ein ganz großes Herz besitzen. Doch auch mit der Länge der CD wurde sich alten Zeiten angepasst, gerade mal nach etwas mehr als 37 Minuten ist schon Schluss mit dieser wunderbaren Zeitreise, aber dennoch kann allen Nostalgikern diese Scheibe bedenkenlos ans Herz gelegt werden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000