CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)

Hipperoos - The Extemporaneos Hipperoos...Live!
(60:29, Privatpressung, 1998)
Hipperoos - Too busy
(72:36, Privatpressung, 1999)

Musik ist schon eine furchtbar ernste Sache, zumindest für die meisten. Da ist man dann immer wieder froh, wenn es auch noch Bands gibt, die gute Musik machen, sich aber selber nicht so ernst nehmen und somit auch Wert auf den Spaßfaktor legen. Natürlich ist dies immer eine schmale Gratwanderung, denn aus Spaß kann eben auch Peinlichkeit werden, doch das amerikanische Trio Hipperoos hat eine gesunde Mischung gefunden. Die drei Musiker, alle jenseits der 40, sind alles glückliche Familienväter und machen in ihrer Freizeit einfach nur Musik zum Zeitvertreib. Dass daraus nicht ein reines Blödelprojekt wird, hängt damit zusammen, dass die drei Scherzkekse auch noch ausgezeichnete Musiker sind, allen voran Bandleader, Songschreiber und Gitarrist Eric Loy, der mit seiner Fingerfertigkeit wirklich Beeindruckendes aus den Saiten zaubert. Die Musik von Hipperoos liegt irgendwie im Grenzbereich zwischen progressivem Hard Rock und Jazz Rock Fusion, wobei der Rockcharakter das vorherrschende Element ist. Hinzu kommen noch Elemente aus Blues Rock und Country, die aber mehr als würzendes Beiwerk zu verstehen sind. Zwar ist die Musik recht komplex, aber sie bleibt dennoch zugänglich, was daran liegt, das trotz technischem Können, die Songaussage nicht aus den Augen verloren geht. Zur Besprechung liegen nun die Alben Nummer drei und vier vor. Das dritte Album wurde zwar live mitgeschnitten, aber die Publikumsreaktionen sind fast vollständig rausgeschnipselt, wodurch die Musik livehaftigen Studiocharakter bekommt. Leider ist Klangqualität nicht die Beste, aber dennoch akzeptabel. Neben fetzigen Rockern mit virtuosen Mustern, manchmal im Stil der frühen Rush, werden zur Auflockerung immer wieder Eigeninterpretation von TV Themen (wie z.B. "The Munsters" oder "Perry Mason Theme") eingestreut, was der Musik eine angenehme Balance verleiht. Das Studioalbum "Too busy" zeigt auf dem Cover erst einmal, dass die drei wirklich zu viel zu tun haben. Gleichzeitig Staubsaugen, Schreibmaschine schreiben und Tennis spielen, das ist nur schwer unter einen Hut zu bringen. Musikalisch gilt für "Too busy" das Gleiche, wie für das Livealbum, mit der Ergänzung, dass im Studio die Soundqualität um einiges besser ist und die drei auch mal einen Gang zurückschalten können. Auch muss man feststellen, dass der Titelsong der TV Serie "The Simpsons" doch unglaubliches progressives Potential hat. Natürlich ist reine Instrumentalmusik auf Dauer etwas eintönig, vielleicht manchen auch zu langweilig, doch sofern man mit fehlendem Gesang keine Probleme hat und auf noch richtig handgemachte Musik steht, so kann man dem "Trau keinem über 40" Trio ruhig eine Chance geben.

Kristian Selm

Kontakt: Hipperoos, P.O. Box 693, Lewisburg OH 45338, U.S.A., email: hipperoos@usa.net

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