CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)

Existence - Small people, short story, little crime
(62:51, Black Pearl, 1999)

Wow - selten eine so stark aufgemachte CD gesehen - die Scheibe kommt daher im Pappschuber und einem megafettem Booklet und was für ein Fake - das Booklet ist eine Art "Magazin" voller skurriler Artikel mit (ha-ha, sehr komisch) eben den Songtiteln als Überschrift. Hier steckt viel Mühe drin (das Ganze kommt dann auch noch zweisprachig, engl. und franz. daher), doch wie steht es mit der Musik? Tja, die Musik ist leider nicht so originell, wie man bei einem so phantasievollem Booklet erwarten könnte - Existence präsentiert eigentlich stinknormalem Rock mit deutlich mehr Zitaten außerhalb des Progs, als innerhalb. Va bene, die E-Gitarre klingt ähnlich schneidend, wie jene eines gewissen Martin Barré von Jethro Tull und die Violine weckt Erinnerungen an Kansas - doch so recht überzeugen will dieser Brei nicht, am ehesten vielleicht noch beim ambitioniertestem Stück des Albums, bei "The journey in the kingdom of madness", dass mir fast ein wenig unterzugehen scheint inmitten so viel Durchschnittlichkeit. Vielleicht wäre es besser gewesen, musikalische Ideen zu konzentrieren, anstatt sie breitzulatschen. So klingt das Ergebnis ein wenig gewollt und lässt kaum auf die wirklichen der Formation schließen. Für die Zukunft wird sich Existence sicherlich entscheiden müssen, ob Sie sich weiterhin dem Genre der progressiven Rockmusik verbunden fühlen, oder ob sie ihr Glück im AOR-Mainstream versuchen wollen. Für letzteres könnte die Luft sehr schnell sehr dünn werden, für den Prog fehlen freilich Kompositionen und Konzepte mit Tiefgang. Exquisite Violin- Arbeit reicht eben nicht aus.

Sal Pichireddu



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