CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)

Easter Island - Mother sun
(48:02, Telesterion, 1999)

Easter Island gelten für viele zusammen mit Babylon zu den besten 70er Jahre Bands aus den U.S.A. Zwar brachte die bereits 1973 gegründete Band lediglich 1979 ein selbstbetiteltes Vinyl Debüt heraus - vor einigen Jahren folgte mit "Now and then" die um einiges Bonusmaterial ergänzte CD Version - aber den Mannen um den Gitarristen Mark Miceli gelang musikalisch ein beeindrucktes Werk, welches vor allem durch seinen bombastischen, Mellotron geschwängerten Sound auffiel. Von der Originalversion des ersten Albums wurden nur 300 Kopien gepresst, die inzwischen in Sammlerkreisen vierstellige Preise erzielen, dennoch schafften es die Amerikaner bis hin zu Support Aktivitäten von UK und Gong, bevor sie sich Anfang der 80er schließlich auflösten. Nach langer Pause sind Easter Island wieder da, von der Originalbesetzung ist lediglich Mark Miceli dabei, unterstützt wird er von Bob Chapman, der bereits in den 80ern mit von der Partie war, sowie Richard Streander, einem langjährigen Freund Micelis. Doch große Vorsicht, mit dem, was die Band vor mehr als 20 Jahren begeisterte, hat diese Neuauflage von Easter Island nur sehr wenig zu tun. Zum einen klingt die Band vom Sound her mit elektronischem Schlagzeug, frickelige, schwebende Gitarrenläufe, sowie fast schon Soundscape-artige Spielereien sehr zeitgemäß, zum anderen haben die Songs längst nicht mehr die Faszination früherer Tage, sondern klingen leicht überproduziert, in Ansätzen vielleicht noch komplex, aber im Gesamteindruck eher Richtung Light Prog bzw. anspruchsvoller Synthetik Rock. In die Produktion wurde leider zu viel hineingepackt, was wiederum den Liedern keineswegs dienlich war, sondern die hier und da vorhandenen schönen Melodien versinken im Klangdurcheinander. Die Grundidee ist löblich, nämlich den Geist der 70er durch moderne Sounds neues Leben einzuhauchen, doch scheitern Easter Island letztendlich an ihren eigenen Ansprüchen, denn "Mother sun" wirkt zu lieblos, zu konstruiert, trotz guter Absichten irgendwie ziellos. Sicherlich schimmern immer wieder die zweifelsohne vorhandenen musikalischen Fähigkeiten des Trios durch, vor allem der fein arrangierte mehrstimmige Gesang hinterlässt Duftmarken, wie auch einige Parts durchaus aufhorchen lassen, aber letztendlich ist dies zu wenig, um zu überzeugen. Wieder eine Hoffnung weniger, dass es eine reformierte Band aus der Vergangenheit nochmals schaffen könnte.

Kristian Selm



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