CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)

Deyss - The dragonfly from the sun
(65:11, Musea, 2000)

Seit einigen Jahren wartet man vergeblich auf das bereits lange angekündigte neue Studioalbum von Deyss, doch bis es wirklich soweit ist, gehen wahrscheinlich noch einige Jahre ins Land. Zumindest kann man sich bis dahin mit alten unveröffentlichten Instrumental-Aufnahmen der Schweizer Neo Progger trösten, die jetzt von Musea ausgegraben wurden. Außerdem wurde in einem 52(!) seitigen Booklet die ausführliche Bandgeschichte der frühen Jahre liebevoll dokumentiert. "The dragonfly from the sun" beinhaltet bis auf "Untouchable ghost" von 1986, ausschließlich Material aus dem Jahr 1979. Doch sind dies keine sehnlichst herbeigesehnten Früh-Meisterwerke, es handelt sich lediglich um historische Aufnahmen, die auch in ihrer nicht gerade berauschenden Klangqualität eigentlich mehr für den eingeschworen Fan gedacht sind, als dass sie größere Aufmerksamkeit verdient hätten. Sicherlich gibt es einige schöne Melodien und auch im Klangbild und Atmosphäre eifert das damalige Trio eindeutig Genesis nach, doch vieles klingt zu arg in die Länge gedehnt, noch zu unfertig und recht holprig. Immerhin gibt es ein Wiederhören mit weinerlichen Gitarrenfiguren und breitangelegter Keyboarduntermalung, die in ihrer unverbrauchter Frische durchaus einen gewissen eigenen Charme entwickeln. Doch da vieles zu ähnlich klingt, wird dieses Zeitdokument nur für den beinharten Sammler interessant sein, der Rest kann getrost auf ein aktuelleres, neues Lebenszeichen der Band warten.

Kristian Selm



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