CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)
Bozzio Levin Stevens - Situation dangerous
(48:15, Magna Carta, 2000)
Wird Tony Levin immer jünger? Seinen Aktivitäten nach wohl ja. Der Mann wird in diesem Jahr an 5 CDs beteiligt sein. Letztes Jahr war das wohl nicht viel anders. Trotz des potenten Outputs gibt es hohe Qualität. Mit dem extraordinären Drummer Terry Bozzio und dem expressiven Gitarristen Steve Stevens an der Seite hat Tony Levin in der Auszeit bei King Crimson einen Meilenstein geschaffen, der mir höchste Bewunderung abringt. Zuerst einmal muss die deutliche Nähe zu den 70ïer King Crimson erwähnt werden. Stilistisch geht es aber auch in den Flamenco, in Akustik, in melancholische Gefilde. Über allem steht eine technische Brillanz, die wohl mittlerweile bei den Magna Carta Bands zum Standard gehört. Mit eifrigem Fingerspiel, überraschendem und elegantem Komponierstil und präziser und dabei hochemotionaler Interpretation gelingt es dem Trio ein zweites Mal, traumwandlerisch zu arbeiten. Das zweite Album gefällt mir im Vergleich mehr als der Erstling. Hier scheint nichts improvisiert, nichts Sessionhaft. Zu bemerken gilt, dass die Songs kürzer, kompakter, verzahnter als die von "Black light syndrome" (1997) sind. Terry Bozzio meint, das liege daran, dass die Band deutlich mehr Zeit dafür hatte, diese Stücke lebendig zu machen. Zudem sind die direkten Einflüsse der drei unterschiedlichen Musiker mehr in den persönlichen Vordergrund gerückt. So treffen metallischer Hardrock, Progressive Rock, Fusion und Flamenco aufeinander und ergänzen sich reizvoll. Bozzio Levin Stevens gerät es auf eindrückliche Weise, einen eigenen Stil zu verfeinern, ohne in die Senfpötte zu tappen, derer sich das Gros so gern bedient. Ist daran der "eigenständige" Musiker erst zu erkennen?
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2000