CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)
Bigelf - Money machine
(41:25, Record Heaven, 2000)
Auf dem '97er Progfest in Los Angeles gehörten die als kurzfristigen Ersatz für Ritual verpflichteten Bigelf für einige zu den Überraschungen des Festivals. Ihr angestaubter, aber ungemein druckvoller Retro Rock präsentierte den Dreier aus Los Angeles sowohl optisch, als auch klanglich als gerade noch den Drogen und Alkohol entronnene Psychedelic-Späthippies. Leider gab es vom dem Trio Infernal aber bisher nur die bereits 1995 veröffentlichte Mini CD "Closer to doom", aber nun hat das Warten endlich eine Ende und nach etwas langer Sendepause kehren sie mit "Money machine" überraschend und überzeugend auf die Bildfläche zurück. Bei Bigelf geht es nicht einfach um augenzwinkernden Einsatz von altbekannten Klischees, nein, sie exhumieren längst tot geglaubte Stilmittel und -merkmale für ihre ganz eigene Zwecke. Ob psychedelisch-verträumt, ob kraftvoller Hard Rock oder einfach nur wuchtiger Keyboardbombast in Selbstverliebtheit, den Amis gelingt es einfach perfekt, dies alles zu einem durchgeknallten, intensiven Cocktail zu mischen, an dem man lange seine Freude hat. Trotz, dass manches vielleicht eine Spur zu überdreht klingt, kriegen sie wie die Beatles in ihrer Spätphase (zu denen auch immer wieder inhaltliche Vergleich gezogen werden können) immer noch die Kurve und sorgen mit bohrenden Melodien für Versöhnung und Verständnis. Und so sind die neun Songs keine unverständliche Dröhnorgie, sondern kompakte Ideen, die sich mit allerlei Beiwerk die Gedankenwelt aus der Vergangenheit in die Gegenwart retten. Nicht weiter verwunderlich auch, dass es Record Heaven Michael Ivarsson schaffte die Band in Stockholm auf ein Festival mit Interpreten wie Alice Cooper, Dio und Yngwie Malmsteen zu platzieren, was in gewisser Weise auch die Seelenverwandtschaft widerspiegelt. "Money machine" fährt seinen Ursprung entsprechend, dazu das passende Instrumentarium auf. Die Gitarre röhrt und röchelt um ihr Überleben, das Schlagzeug wirbelt vehement immer Hintergrund, aber vor allem ist es analoge Tastenarsenal u.a. mit Mellotron, Hammond, Moog, dass für die entsprechende Stimmung sorgt. Dennoch werden ausschweifende Soloorgien nur selten eingesetzt, es geht mehr darum die Songs mit mitreißender Power in Schwung zu halten. Bigelf sind wieder da und wie!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000