CD Kritik Progressive Newsletter Nr.30 (05/2000)
Violet District - Terminal breath
(54:26 + 54:30, Tempus Fugit, 2000)
Wie doch die Zeit vergeht! Jetzt ist es mittlerweile auch schon wieder 8(!) Jahre her, dass "Terminal breath", die einzige CD von Violet District erschien und geradezu lächerliche fünf Jahre, dass die beiden Hauptchaoten dieser Gazette als Mitglieder der IG Prog ein Konzert mit genau dieser Band in Stuttgart veranstalteten. Violet District haben sich vor einigen Jahren sang- und klanglos verabschiedet, geblieben ist ein einziges Album, welches damals allerorten zu Recht hervorragende Kritiken einheimste. Das Label Tempus Fugit bringt nun die inzwischen nicht mehr erhältliche CD als Nachpressung heraus, wobei zum einen "Terminal breath" um zwei Titel erweitert wurde, die damals nicht den Weg aufs Album fanden. Zudem bekommt man als weiteren Bonus eine Live CD mit einem Mitschnitt aus dem Januar 1996, der wiederum zwei bisher unveröffentlichte Titel enthält. Ein neues Artwork und ein optisch sehr gut gestaltetes Booklet runden diese Wiederveröffentlichung perfekt ab. Das erstaunliche an diesem Album ist, dass es auch heute noch unheimlich frisch klingt und keineswegs altbacken oder überholt wirkt. In bester melodischer, sehr sinfonischer Weise wurde hier ein Konzept überzeugend in neo-progressiver Tradition verpackt, ohne das an rockigen Elementen und interessanten Ideen gespart wurde. Die Musik von Violet District lebt zum einen sehr viel von geschickt aufgebauter, atmosphärischer Spannung und den sich in die Höhe schraubenden und äußerst effektvoll eingebauten Gitarrensoli von Karlheinz Wallner, der mittlerweile mit einigen seiner ex-Kollegen unter dem Bandnamen RPWL an einem neuen musikalischen Projekt arbeitet. Auffallend ist auch der kompakte Sound, die Unterordnung des Einzelnen unter der Gesamtidee, so dass das Werk (fast) ohne Durchhänger auskommt. Die Stärke des Studioalbums wird jedoch den Liveaufnahmen zum Verhängnis. Was im Studio mit viel Technik, aufwendig arrangiert und produziert, nahezu perfekt klingt, wirkt dagegen auf der Bühne recht steril und überproduziert unterkühlt. Die Power und Prägnanz kommt einfach live nicht herüber, die Musiker sind mehr damit beschäftigt, die Musik technisch perfekt zu reproduzieren, als diese mit mehr Gefühl und Spielfreude freien Lauf zu lassen. Wer Violet District noch nicht kennt, dem sei dieses feine, sinfonische Werk empfohlen, das Livematerial sollte man mehr als ergänzendes Beiwerk betrachten.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000