CD Kritik Progressive Newsletter Nr.30 (05/2000)

Viajero Inmovil - Travesio al fin del mundo
(72:19, Viajero Inmovil, 1999)

Einen guten und repräsentativen Überblick über die aktuelle Progressive Rock Szene in Argentinien bietet der vorliegende Sampler. Im Schnelldurchgang die vertretenen Künstler bzw. Bands mit ihrem Beitrag, die komischerweise fast ausschließlich instrumental am Werkeln sind: Eröffnet wird das Album von Baalbek, einfach nur netter, melodischer Neo Prog. Sergio Alvarez klaut ein paar Tonfolgen von "And you and I" von Yes, zimmert noch Versatzstücke von ELP und Genesis dazu, und fertig ist ein ordentlicher Instrumentaltrack, der in knapp acht Minuten dreißig Jahre Rockgeschichte vereint. Weiter geht's immer noch instrumental mit Supernova, deren sinfonischer Rock, leider wieder mal nur den elektronischen Rhythmusknecht abbekommen hat. Tanger gehen dann nachfolgend mehr in die komplexeren Bereiche. Flöte und harte Gitarrenriffs sorgen für mehr Power, als bei den Vorgängern. Artaban schlagen fast in die selbe Kerbe, auch hier greift noch mehr Hard Rock um sich. Ulaymur sind dann die erste Band mit Gesang. Sie bleiben auch in der rockigeren, härteren Schiene, dümpeln aber etwas diffus vor sich hin. Doch nach Schatten folgt Licht, Hugo Hernandez Beitrag "La purificación de Hercóbulus", ist ein feines Stück nur mit akustischer Gitarre, wobei die volle Klangbreite des Instruments ausgelotet wird. Sparsam instrumentiert, aber inhaltlich ebenfalls stärker geht es mit Buenos Aires Pampa weiter, deren Soundscapes an Robert Fripp erinnern. Habitat klingen wiederum typisch südamerikanisch. Sehr melodisch, eine Spur zu zuckersüß und im Arrangement noch nicht druckvoll genug, auch ist der Gesang nicht gerade eine Offenbarung. Chaneton versuchen die ganze Chose gleich mal auf englisch. Gesang okay, der instrumentale Bereich klingt dafür etwas fordernder und erinnert an die frühen Collage. Farenheit wursteln noch mehr im Neo Prog herum, doch klingt ihre Musik trotz aller Komplexität und melodischen Schnörkel, noch eine Spur zu gefühllos und konstruiert. Ariel Sanchez gehört der solistischen Keyboardgilde an und orientiert sich spieltechnisch Richtung Jan Hammer. Die bereits vorher ausführlich vorgestellten Elixir De Pasion beschließen den Sampler. Insgesamt ist das Niveau auf "Travesio al fin del mundo" mehr im Mittelmaß angesiedelt, mit einigen Ausreißern nach oben (Hugo Hernandez, Buenos Aires Pampa), bietet aber eine günstige Möglichkeit auch mal über den Atlantik zu blicken.

Kristian Selm

Kontakt: Viajero Inmovil Diffusion, c/o Felipe Abel Surkan, L.De La Torre 758 D°2, Quilmes O. (1879), Argentinien

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