CD Kritik Progressive Newsletter Nr.30 (05/2000)

Shadowfax - Shadowdance
(38:05, Windham Hill, 1983)

Es gibt so Bands, bei denen wundert es mich, warum noch keiner im progressiven Blätterwald sich über diese ausgelassen hat. Zu diesen gehört Shadowfax, weil sie doch einige Elemente in ihrer Musik haben, auf die der Proggie nun mal so steht. An erster Stelle sei das für mich wichtigste Element, die Violine, genannt. Sollte ich für diese CD eine grob gefasste Schublade aussuchen, mit der ihr was anfangen könnt, dann sind neben der Band Isildurs Bane Schlagworte wie Percussions statt Drums (meistens), New Age-Anklänge ohne deren oft präsentierte Langeweile und Instrumentenvielfalt, erwähnt seien hier Piano, Bass, Saxophon, Marimba, Tabla, Conga, (wer mir als erster verrät, was Kanjgeera, Alto Psaltry, Bass Flapamba, Guiro, Chekere, Kelon Vibes sind, kriegt `n Bier bei Isildurs Bane am 9ten Juni in Verviers ausgegeben), zu nennen. Ach, die Flöte, gespielt von Chuck Greenberg als Leadinstrument neben der Violine mit Jamii Szmadzinski am Geigenbogen hab ich doch glatt vergessen und dass das Ganze rein instrumental ist, sollte ja auch nicht unerwähnt bleiben. Es versaut also keiner das Gesamtergebnis, weil die Gesangslinien mit Akzent oder schief wären. Shadowfax bewegen sich mit dieser CD um das Progzentrum drumrum, ohne Worldmusic, softe Jazzanleihen und oben erwähnte New Age-Einflüsse außen vor zu lassen. Schräge, sperrige Elemente fehlen in ihrer Musik völlig. Wem also Isildurs Bane manchmal zu schräg und zu jazzig oder einfach nur zu anstrengend ist, der sollte hier mal antesten, denn die verträumten und verspielten, meist von der Flöte getragenen Passagen überwiegen und der leicht treibende Rhythmus mit elegisch schwirrender Violine der Songs, meist zwischen 5 und 9 Minuten lang, drücken der Musik ihren eigenen Stempel auf. Kann sein, dass man die CD im New Age-Bereich der CD-Läden suchen muss, was genauso richtig ist, als ständen sie im Rockbereich. Also raus aus der Schublade und rein in den CD-Player mit diesem Silberling. Sie haben es verdient!

Michael Beckerle



© Progressive Newsletter 2000