CD Kritik Progressive Newsletter Nr.30 (05/2000)
The Reading Room
(74:27, LaBraD'Or, 2000)
Gerade mal ein paar Alben auf den Markt gebracht, und schon wagt sich das holländische Label LaBraD'Or an ein Konzeptalbum, das Beiträge von 10 mehr oder weniger bekannten Neo Prog Bands enthält. Es geht um Geschichten zu Büchern, die einzelnen Titel werden durch Vorträge eines Erzählers verbunden. Selbiger, nämlich Marc Brasse, steuert gleich zu Beginn den Titelsong bei, der typischen holländischen Neo Prog darstellt. Es folgen die Schweden Galleon mit ihrem unverkennbaren Stil, hier bereits mit ihrem neuen Gitarristen Sven Larsson. Ihr Song kann als Pluspunkt gewertet werden. Die Italiener Night Watch klingen wieder heftig nach Genesis, wirken aber irgendwie merkwürdig unbeholfen. Es schließt sich ein gewaltiger geographischer Sprung an: Aragon aus Australien melden sich zurück - mit programmierten Drums, dem üblichen Sänger und einer durch und durch uninteressanten Nummer. Das hauseigene Duo Like Wendy ist mit einem wie gehabt melodiösen, ruhigen Titel vertreten, bei dem die einen sich euphorisiert zurück lehnen, andere in soliden Dämmerzustand versinken. Der Titel von Final Conflict ist nicht dazu geeignet, mich aus letztgenanntem Zustand zu entreißen, wobei ich zugeben muss, dass ich mit den Briten noch nie viel anfangen konnte. Der längste Song des Albums stammt von Maryson. Auch hier gilt : sehr melodiös, ganz hübsch und nett, aber ..... Meine ganze Hoffnung habe ich dann in eine meiner Lieblingsband des Genres gesetzt, nämlich Galahad. Diese enttäuschen auch nicht mit ihrem Beitrag, der ganz im klassischen, alten Galahad-Stil angelegt ist. Kein Über-Song, aber sicherlich einer der Höhepunkte des Albums. Nach dem holländischen Duo Jacob's Ladder mit einem eher vernachlässigbaren Titel schließen Cliffhanger mit einer kurzen, brauchbaren Instrumentalnummer dieses Album ab. Erwähnenswert ist, dass sämtliche Songs bisher unveröffentlicht waren und dass die Aufmachung recht hübsch geworden ist. Mag sein, dass mancher Neo Prog Fan dieses Album lieben wird, aber muss ich eine zwingende Empfehlung für alle Neo-Proggies aussprechen? Nö, wirklich nicht!
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2000