CD Kritik Progressive Newsletter Nr.30 (05/2000)

Giorgio Libera - Red powder
(50:12, Privatpressung, 1998)

Die Einleitung auf dem beiliegenden Pressezettel klingt bei Giorgio Libera auf den ersten Blick nicht sehr vielversprechend: "Da der Versuch, die...Kompositionen mit einer Band umzusetzen zwei Mal scheiterte, entschied ich mich das Projekt ausschließlich auf dem Computer zu realisieren und gegebenenfalls spontan Mitmusiker zu integrieren." Ein weiteres unsäglich Soloprojekt aus dem elektronischen Klimperkasten also? Mitnichten, denn auf dieser sehr lebendigen Scheibe klingt nichts nach dem Blechkasten, der unsere Welt so nachhaltig veränderte. Unheimlich agil und gänzlich zu irgendwelchen Genres sofort zuordenbar, geben sich Libera und seine Mitmusiker völlig unbekümmert und mischen Versatzstücke aus komplexen Rock mit modernen Elementen, schräger Hard Rock, Jazz Rock, Blues und sprunghafte Frank Zappa Fragmente zu einem eigenständigem Soundgemisch, welches sowohl unheimlich rockt, aber in seinen starken Momenten ebenso ziemlich vertrackte Kehrwendungen sucht. Die Kompositionen sind weder zu verschroben, noch zu einfach, sondern voll spannender Entfaltungskraft, aber auch mit einigen guten Melodielinien versehen. Doch darf es auch nicht an ein zwei Kritikpunkten fehlen: dem Album geht etwas der rote Faden verloren, stehen die Kompositionen doch leicht verloren nebeneinander, da die Stilvielfalt auch ihren Tribut fordert. Der Gesamteindruck ist insgesamt überdurchschnittlich, das instrumentale Können im oberen Bereich anzusiedeln, doch machen es die insgesamt 8 Song einem nicht gerade leicht, in ihnen Wiedererkennbares für das Ohr zu finden. Eine interessante Scheibe, die den Blick über den Tellerrand lohnt, sofern einem anspruchsvolle Rockmusik mit eigenen Ideen anspricht. Es ist auf jeden Fall einen Versuch wert!

Kristian Selm

Kontakt: Giorgio Libera, Burgmattstr.23, CH-4437 Waldenburg

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